Fußball
Bo gegen Bo – Saisonauftakt in Mainz
Endlich wieder Bundesliga! Nach 15-wöchiger Abstinenz des deutschen Oberhauses rollt der Ball in der Mainzer MEWA-Arena wieder. Besonders hierbei, beide Trainer haben den gleichen Vornamen und der gegnerische Coach von Union Berlin ist ein alter Bekannter in der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz: Bo Svensson, jahrelanger Spieler und vor gut einem halben Jahr noch Trainer beim 1.FSV Mainz 05.
(Mainz.) Schon um sechs Uhr morgens klingelt mein Wecker. Diesmal fällt es mir aber nicht schwer aufzustehen. Es geht in die schönste Landeshauptstadt Deutschlands, nach Mainz zum 1. Spieltag der Bundesliga. Vor mir liegen dreieinhalb Stunden Fahrt mit dem Auto. Noch einmal ein kurzer Check, ob ich alles eingepackt habe: Tickets, Handy und der rot-weiße Fischerhut. Nichts vergessen, los geht’s! Auf der Autobahn ist noch nicht viel los und wenn ich jemanden sehe, schaue ich in die müden Gesichter der anderen Autofahrer. Nach einem kleinen Zwischenstopp auf einem Rastplatz, um meine leichte Müdigkeit mit einem Energy zu umgehen, erreiche ich nach gut vier Stunden Mainz. Wie jedes Mal über die Brücke, welche Wiesbaden und Mainz verbindet, mit einem traumhaften Blick auf den Rhein und den Landtag von Rheinland-Pfalz.
Mainz, wie es singt und lacht
Nachdem ich die Stadtgrenze überquere, sehe ich die ersten Menschen mit einem rot-weißen Schal, einem Mainz Trikot und einem Bier oder einer typischen Weinschorle in der Hand. In der Tiefgarage der Innenstadt angekommen, werde ich von anderen Fans schon mit einem herzlichen „Gude!“ begrüßt. Ab jetzt merke ich, ich bin in Mainz. Nach schnellem Anziehen des Trikots und des Fischerhutes heißt es nun für mich raus aus der Tiefgarage und schnell zum Treff der Mainz-Fans im Park am Fort Hauptstein um elf Uhr zum geplanten Fanmarsch zur MEWA-Arena. 550 Meter Fußweg und ich habe mein Ziel erreicht.
11 Uhr – Gemeinsam zum Stadion
Kurz nach der angegebenen Uhrzeit komme ich dann im Park an. Schon vor meinem Ziel höre ich die Mainz-Fans, welche herrlichen Gesang anstimmen. Am Eingang hängen Schilder, auf denen steht: „Bitte keine Fotos oder Videos. Danke!“. Dies gilt zum Schutz der Fanszene, damit beim Zünden von Pyrotechnik niemand identifiziert werden kann. Je weiter ich in die Menge hineingehe, desto größer wird der Geruch von Schweiß und Bier, der mir direkt in die Nase zog. Bei 32 Grad, strahlender Sonne, keiner Wolke und hunderten von Menschen kein Wunder. Obwohl ich keine einzige Person in der ganzen Menge kannte, sprechen mich direkt zwei junge Männer (Tim und Jan) an, ob ich nicht auch was trinken wolle, nicht, dass ich noch umkippe bei diesem heißen Wetter. Direkt kommen wir ins Gespräch über die neue Saison.
Mainzer Euphorie vor dem Saisonstart – Europa?
Wir drei sind uns direkt einig, Mainz hat mit Bo Henriksen einen wirklich herausragenden Trainer, der uns weit bringen kann. Auf meine Frage, was die sich beiden von der neuen Saison erhoffen, antwortete Tim: „Definitiv sind die europäischen Plätze drin“. Nach bis jetzt neun ungeschlagenen Spielen in Serie wundert mich diese Einstellung eher weniger, auch wenn ich nach der Anfangseuphorie von letzter Saison vorsichtiger geworden bin. Genauso geht es Jan, der wie ich der Meinung ist, dass wir erstmal in den ersten Spielen nicht direkt wieder haushohe Klatschen bekommen sollen. Stabilität spiele in den ersten Spielen eine große Rolle und ein bis zwei Transfers, vor allen Dingen in der Defensive, müsse Christian Heidel noch unter Dach und Fach bringen.
Vom Park zur Arena mit einer kleinen Pyro-Show
Um 12:30 ertönt auf einmal eine Megafon-Sirene in der Mitte der Menge. Eine kleine Leiter wird aufgestellt und ein junger Mann kommt zum Vorschein. „Alle zusammen gehen wir jetzt zum Stadion! Lasst die Ultras vorgehen und die Anderen einfach hinter uns her. Auf einen geilen Saisonauftakt!“ Also geht es jetzt los. Ungefähr eine Stunde Fußweg zum Stadion liegen vor mir, neben mir natürlich immer noch meine beiden Bekanntschaften. Auf dem Weg singen wir alle zusammen laut und fleißig Mainz-Lieder und direkt beim ersten Lied bekomme ich Gänsehaut. Ein unbeschreibliches Gefühl, das ich immer wieder erleben möchte. Kurz vor der letzten Kurve auf dem Weg zum Stadion wird dann in den ersten Reihen Pyro gezündet, um die letzten Meter umso imposanter zu machen. Am Stadion angekommen trennen sich die Wege der Fans und auch ich verabschiede mich von Tim und Jan, die in einem anderen Block untergekommen sind. Kurzer Abstecher in den Fanshop, das neue Trikot eintüten und ein Schnitzelbrötchen beim Imbiss darf natürlich auch nicht fehlen, da der Geschmack einzigartig ist. Jetzt aber schnell ins Stadion!
Anpfiff der neuen Saison
Die Tradition vor dem Anpfiff mit dem Lied „You Will Never Walk Alone“. Der zweite Gänsehautmoment des heutigen Tages bei mir. Jedes Mal aufs Neue ein unvergessliches Gefühl, wiederum aber nicht so gut für meine Stimmbänder. 30.000 rot-weiße Schals und strahlende Gesichter sind zu sehen. Jeder singt mit, ob textsicher oder nicht, Hauptsache man ist dabei. Punkt 15:30 ertönt dann der Anpfiff des Schiedsrichters. Start der 62. Bundesligasaison. Am Anfang des Spiels tasten sich beide Mannschaften noch sehr ab. Union Berlin und Mainz 05 haben beide Angst, Fehler zu machen und versuchen erstmal die eigene Hälfte zu verteidigen. Während die Spieler scheinbar noch kalt sind, knallt mir die Sonne so sehr ins Gesicht, dass ich froh bin, mich eingecremt zu haben. Die Temperatur des Wetters ein wenig zu heiß, das Spiel zu kalt, meiner Meinung nach könnten sich beide gerne in der Mitte treffen. Doch auf die ersten Highlights durfte ich noch warten. Nach 45 Minuten ertönte der Halbzeitpfiff, Zeit, mein Getränk aufzufüllen.
Mehr Action in Halbzeit zwei
Meine Hoffnung auf mehr Action in der zweiten Hälfte muss erfüllt werden, weniger Spannung geht fast gar nicht. Zum Glück hat sich mein Platz im Stadion von einer Sauna in einen schönen Schattenplatz verwandelt. In der 53. Spielminute dann ein Pfiff des Schiedsrichters. Freistoß aus gut 20 Metern vor dem Berliner Tor. Nadiem Amiri schnappt sich den Ball und ich sage zu meinem Sitznachbar, dass das jetzt was werden könne. Dann passierte es, 1:0 für Mainz! Ich schreie mir meine Seele aus dem Körper und klatsche mich mit den Leuten um mich herum ab. Die Euphorie lebt durch dieses Traumtor. Doch kurz vor Schluss der Stimmungskiller der Berliner. Der eingewechselte Laszlo Benes mit dem sehenswerten Ausgleichstreffer aus 16 Metern. Mein Kopf verschwindet in meinen Händen. Mal wieder ein verschenkter Sieg zum Saisonstart. Mein Fazit nach dem Spiel: Stimmung während des gesamten Spiels Top, aber leider wie so oft zwei wichtige Punkte verschenkt.
Heimweg mit einem Punkt in der Tasche
Nach dem Spiel heißt es für mich schnell aus dem Stadion und rein in den Shuttlebus zur Innenstadt. Haut an Haut war der Geruch von Schweiß und Alkohol deutlich präsenter als der Sauerstoff im Bus. Fünf Minuten Fahrt und der Busfahrer hält in der schon gut gefüllten Innenstadt. Ein paar Minuten Fußweg, kurzer Halt an einem Kiosk und ich komme bei meinem Auto in der Tiefgarage an. Was ein Tag. Bitteres Ende. Trotzdem unvergesslich.
Eine Reportage von Luca Raupach (BA-MJ-66-VZ) Modul: Journalistische Darstellungsformen
Quellen:
https://www.kicker.de/mainz-gegen-union-2024-bundesliga-4936789/analyse
https://www.flashscore.com/match/2FREIeA6/#/match-summary/match-summary
https://x.com/1fsvmainz05/status/1826946287536603406?s=61&t=g1Du75RzHNYgFywFM-wY3w
Schlagworte: 1. Bundesliga, 1. FSV Mainz 05, Bo Henriksen, Bo Svensson, Fanmarsch, MEWA-Arena, Nadiem Amiri, Union Berlin