Kolumne
Ein tragischer Held auf Achterbahnfahrt
Dass Tony Martin zu den weltbesten Radrennprofis gehört, hat er spätestens in der ersten Woche der Tour de France eindrucksvoll bewiesen. Ihm fehlt aber weiterhin das Quäntchen Glück, um sich dauerhaft in der Weltspitze zu behaupten.
2010 brachte ihn der Nieselregen von Rotterdam um das gelbe Trikot, 2012 eine Scherbe im Hinterreifen. Und auch 2015 sah es zunächst nach einer tragischen Tour ohne gelbes Trikot aus. Im Auftaktzeitfahren knapp geschlagen, in Zeeland schnappte sich Fabian Cancellara vor Martins Augen das Maillot Jaune und am vierten Tour-Tag trennt ihn immer noch eine Sekunde vom Gesamtschnellsten.
Aber dann! Dank eines famosen Sieges in Cambrai holt sich Martin das Trikot der Begierde. Endlich in Gelb unterwegs und so sollte es bis in die Berge weitergehen. Was auf der 5.Etappe noch gelang, wurde ihm im Zielsprint der 6.Etappe zum Verhängnis. Eine kurze Unkonzentriertheit, ein Hinterrad eines Konkurrenten und plötzlich liegt Martin auf dem Boden der Tatsachen. Schlüsselbeinbruch und Tour-Aus.
Bei seiner Tour de France Achterbahnfahrt hat Martin dieses Jahr endlich den höchsten Punkt des Fahrgeschäfts erreicht. So schnell wie es bergauf ging, ging es aber auch wieder herab. Wohin geht es bei der nächsten Tour, weiter bergauf oder begibt sich Martin nach Erreichen des Gipfels wieder auf Talfahrt?
Ein Kommentar von Jean-Pascal Meiers
Schlagworte: Fabian Cancellara, Gelbes Trikot, Maillot Jaune, Tony Martin, Tour de France