Logo

Das Nachrichtenportal für Sport

Basketball

Das bleibt in Erinnerung

Es wird ständig darüber philosophiert, welches der prägnanteste Sound im Sportbereich sei. Mein Favorit ist und bleibt dort das Aufprallgeräusch des orangen, mit schwarzen Streifen verzehrten Basketballs. Prallt man diesen auf den Hallenboden, entsteht ein unvergleichlicher Klang. Der Sport mit dem in 3,05 Meter hohen Korb, bleibt für mich eine Aktivität, welche ich nie richtig ausprobieren konnte, obwohl ich es gerne wollte, aufgrund mangelnden Angebotes in meinem Heimatort. Um so mehr hat es mich gefreut, dass wir (der Studiengang Sportjournalismus und Sportmarketing) nicht nur Basketball, sondern Rollstuhlbasketball spielen durften. In Form eines Workshops zusammen mit Hannover United bekamen wir die Möglichkeit, mit dem Nationalspieler Alex Budde etwas auszuprobieren, was wir alles zuvor noch nie machten.

Veröffentlicht am 06. Dezember 2023 von

(Hannover.) Mit der Bahn auf den Weg gemacht, trafen wir uns unmittelbar neben der Swiss Life Hall. Vor Ort angekommen führte uns Pressesprecher Philipp Schaper, nach einem kurzen Plausch, durch das unscheinbare, aber doch größer als gedachte Gebäude. Mit Informationen to Go kamen wir schließlich bei den Hallen an. Die Vorfreude war groß. Schnell schmissen wir uns in unsere Sportklamotten und ab ging es in die Halle. Nicht lange gefackelt wurden sich die ersten Basketbälle aus einem kleinen Käfig mit Stoffbedeckung geholt. Schaute man nur kurz weg, verpasste man direkt den ersten Wurfversuch auf den Korb. Sachen sorgfältig auf den braunen Holzbänken abgestellt, ging es ans „Aufwärmen“. Froh und munter wurden die Bälle hin und her geschmissen. Ein Gedanke ans Dehnen oder dem Aktivieren der Muskelgruppen wurde dabei nicht verschwendet. Das Backboard wurde auf seine Stabilität getestet und auch dieses Geräusch ist so komplett eigen und symptomatisch für das Basketballspiel.

Nachdem wir uns für kurze Zeit ausgetobt hatten, wurden die gelb schwarzen Rollstühle aus dem Geräteraum geholt. Kurz getestet ging es schon los. Wir fuhren in eine Reihe und Alex begrüßte uns. Nach einer kurzen Erklärung und Einführung in den Rollstuhlbasketball starteten wir die erste Übung. Von der einen schwarzen Grundlinie zur anderen, dort drehen, und wieder zurück, lautete die Vorgabe. Ich platzierte meine Hände auf dem schräg zu mir gekappten Reifen und noch bevor das Kommando zum Losfahren kam, schob ich den Reifen mit voller Wucht nach vorne. Das liest sich jetzt zwar so, als hätte ich den neuen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt, dem war aber nicht so. Am Wendepunkt angelangt, hielt ich die eine Reifenseite mit aller Kraft fest. Ein Quietschgeräusch ertönte und schneller als gedacht drehte ich mich sogar fast zu weit. Als einer der letzten kam ich schlussendlich am Startpunkt wieder an. Die ersten Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn und bereits da wurde mir bewusst, dass hier und heute ganz andere und für mich neue Muskelgruppen beansprucht werden. Meine Hände lösten sich vom Reifen und schwarze Flecken auf den Fingern kamen zum Vorschein. Es waren normale Gebrauchsspuren, wie ich später feststellte. Als es dann ans Rückwärtsfahren ging und ich konsequent nach links abdriftete, wurde mir erste so richtig bewusst, wie schwierig das Ganze doch eigentlich ist. Nach mehreren Fahrübungen bekam ich allerdings doch so langsam ein Gefühl für meinen beweglichen Untergrund.

Vorfreude auf die Übungen mit Ball

Endgültig aufgewärmt, ging es in die erste Trinkpause. Schnell wurden die Falschen aufgedreht und ein Schluck genommen, denn es warteten die ersten Übungen mit Ball. Nach einer präzisen Einführung ging es ans Passen. Nur kurze Zeit darauf stand das Verteidigen an. Dies ist eine kleine Besonderheit, da die Rollstühle exzellent zum Blocken genutzt werden können, erzählte Alex. Als Versuchskaninchen im Angriff präsentierte der Nationalspieler verschiedene Varianten in der Defensive, indem er mich mit seinem Rollstuhl immer wieder weg blockte. Kurz trainiert in Zweiergruppen, knallten wir das ein oder andere Mal mit den Rollstühlen aneinander. Auch dies geschah nicht lautlos und mit jedem Knall fühlten wir uns sicherer. Danach konnten wir es kaum aushalte, endlich das Abschlussspiel zu absolvieren. Dort hieß es dann alle gegen Alex. Was einem zunächst unfair vorkommt, war allerdings vollkommen anders. Denn wir waren es, die in dem Spiel von der ersten Minute an im Nachteil waren. Nicht nur vergaben wir einige frei Würfe, sondern Alex nahm uns gefühlt auf zehn Metern, neun ab. Der Nationalspieler dribbelte sich ohne große Probleme durch unsere Abwehr und auch in unserem Angriffsspiel fing er immer wieder Bälle ab und konterte eiskalt. Gerade Würfe in den sogenannten Lauf stellten sich als keine gute Idee heraus. Zudem war das Anspiel in den Rücken eines Mitspielers immer ein Wurf auf Messerschneide. Die Reifen quietschten und der Aufprallsound des Basketballs beschallte die gesamte Halle. Nassgeschwitzt und mit den ersten Blasenbildungen an beiden Daumen ging es in die kurze Pause.

Wir fassten noch einmal neuen Mut, doch obwohl der ebenfalls an der Fachhochschule des Mittelstands studierende Alex es deutlich ruhiger angingen ließ, hatten wir nicht den Hauch einer Chance. Mit immer weniger Grip, durch den immer mehr werdenden Schweiß, und den Blasen rollte wir schlussendlich trotz alledem mit einem Lächeln im Gesicht dem Ende entgegen. Zuvor spürte ich allerdings, wie der Umgang mit dem Rollstuhl immer intuitiver wurde. Die unterschiedlichen Bewegungen, bei denen ich zuvor noch dreimal hingucken und nachdenken musste, passierten nun fast von allein. Es hat unfassbar viel Spaß gemacht und durch die erstklassige Erklärung von Alex, durften wir eine unfassbar coole Sportart noch einmal neu erleben. Wir bildeten einen Kreis, verschränkten die Arme und schrien zum Abschluss gemeinsam „Hannover United“. Die Rollstühle wurden wieder verstaut und die Bälle wieder in den Käfig gepackt. Zuvor prallte ich den Ball zum letzten Mal an diesem Tag auf den Boden und der Klang hallte durch die Halle.

Eine Reportage von Max Friedrich (BA-SJ-18-H-VZ)

Modul: Sportprojekte


Schlagworte: Basketball, Halle, Hannover United, Korb, Nationalspieler, Rollstuhl, Rollstuhlbasketball

Artikelinformationen


Datum: 06. Dezember 2023
Veröffentlicht von:


Teilen & Versenden


Auf teilen
Auf teilen

Kurzlink: