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Französischer Sieg in Troyes: Turgis triumphiert auf Schotter

Der Franzose Anthony Turgis konnte die neunte Etappe der Tour de France 2024 für sich entscheiden. Nach 199 Kilometern und insgesamt 14 Schotterabschnitten setzte sich der Mann vom Team TotalEnergies im Zielsprintsprint seiner Ausreißergruppe durch. Er ist bereits der dritte französische Etappensieger bei der 111. Ausgabe der Rundfahrt.

Veröffentlicht am 12. Juli 2024 von

(Troyes.) Die neunte Etappe der diesjährigen Tour hielt ein Novum für die Fahrer bereit. Zum ersten Mal in der Geschichte der Frankreich-Rundfahrt hatten die Streckenplaner Schottersegmente in die Route aufgenommen. Auf insgesamt 30 Kilometer ging es für die Teams über vierzehn enge, teils sehr steile, staubige Gravel-Sektoren. Bereits im Vorfeld der Etappe hatte dies zu heftigen Diskussionen geführt. Die Teamchefs fürchteten aufgrund des großen Sturz- und Defektrisikos hohe Zeiteinbußen im Gesamtklassement. Die Tourdirektion erhoffte sich durch das neue Element ein großes Spektakel und Attacken im Kampf um das Gelbe Trikot. Sie sollte nicht enttäuscht werden.

Schweigeminute für Drege

Vor Beginn der Etappe gedachte die Tour dann aber zunächst Andre Drege. Der Norweger war am Samstag nach einem schweren Sturz bei der Österreich-Rundfahrt ums Leben gekommen. In Form einer Schweigeminute hielt das Feld für einen kurzen Moment inne, bevor es unter neutralisierter Fahrt losrollte.

Nach acht Kilometern Neutralisierungsphase erfolgte dann der scharfe Start. Die ersten Kilometer der Etappe waren geprägt von zahlreichen Fluchtversuchen und dem enorm hohen Tempo des Pelotons. Unter anderem versuchte Cross Weltmeister Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck) nach ca. 40 Kilometern sein Glück, wurde aber nach kurzer Zeit wieder vom Feld eingeholt. Kurz vor dem ersten Schotterabschnitt gelang es dann doch einer zehn Mann starken Gruppe, sich abzusetzen. Im Peloton kam es derweil zu ungewohnten Szenen: Aufgrund der schmalen Schotterpassagen kam es am Ende des Feldes zu Staus, einige Fahrer mussten absteigen und bewältigten den ersten Anstieg kurzerhand zu Fuß.

Spitzengruppe formiert sich – Roglic mit Problemen
 
Nach dem unruhigen Beginn der Etappe stand nach rund 70 gefahrenen Kilometern dann die Spitzengruppe des Tages fest. Unter den 12 Fahrern befanden sich auch einige prominente Namen wie: Alexey Lutsenko (Astana Qazaqstan Team), Tom Pidcock (Ineos Grenadiers), Derek Gee (Israel-PremierTech) und Jasper Stuyven (Lidl-Trek). Weiter hinten war es in der Zwischenzeit unübersichtlich geworden. Das große Hauptfeld war gerissen und nun auf viele kleinere Gruppen aufgeteilt.

Dies sorgte für Probleme beim deutschen Team RedBull Bora-Hansgrohe. Dessen Teamkapitän Primoz Roglic, Viertplatzierter im Gesamtklassement, hatte auf einem Schotterabschnitt den Anschluss an die Gruppe um das gelbe Trikot verloren. Mit Hilfe seiner Teamkameraden gelang es ihm jedoch wieder, zu den Top-3 um Pogacar, Vingegaard und Evenepoel aufzuschließen.

Defekt bei Vingegaard – Pogacar und Evenepoel attackieren
 
Kurz darauf war es dann Jonas Vingegaard, der sich zurück an die Spitze kämpfen musste. Der Däne hatte, nach einem Defekt, das Rad mit seinem Teamkollegen Jan Tratnik getauscht und war bis zum Ende der Etappe auf der Rennmaschine des Slowenen unterwegs. Wenig später eröffnete dann der Träger des gelben Trikots selbst den Kampf auf das Gesamklassement. Tadej Pogacar attackierte in einer Abfahrt, wurde aber schnell wieder eingeholt. 70 Kilometer vor dem Ziel nutzte dann Remco Evenepoel, Zweitplatzierter in der Gesamtwertung, den steilsten Anstieg des Tages für seine kraftvolle Attacke. Nach kurzem Zögern nahm Pogacar die Verfolgung auf und schloss gemeinsam mit Vingegaard am Hinterrad zum Belgier auf.

Es sah dann ganz danach aus, als wolle das Trio die Konkurrenz weiter distanzieren und auf Etappensieg fahren. Kurz vor dem Anschluss an die Ausreißergruppe stellten sie dann aber überraschenderweise das Tempo ein. Grund hierfür war, dass sich Jonas Vingegaard nicht an der Tempoarbeit der Topfavoriten beteiligen wollte. Ganz zum Ärger von Evenepoel, der nach der Etappe an den Fernsehmikrofonen klare Worte für die Taktik seines Kontrahenten fand: „Manchmal braucht man als Radprofi eben Eier. Die hat Vingegaard leider nicht gehabt.“  Vingegaard zeigte sich indes unbeeindruckt von der Kritik seines Kontrahenten, er habe lieber auf seine Helfer warten wollen und sei schlichtweg clever gefahren.

Stuyvens Versuch bleibt unbelohnt – Turgis siegt im Sprint
 
Pogacar probierte es in der Folge noch zwei weitere Male, konnte aber weder nach vorne aufschließen, noch seine Konkurrenten weiter distanzieren. Damit war gut 20 Kilometer vor dem Ziel klar, dass es auf einen Sieger aus der Ausreißergruppe hinauslaufen würde. Diese war mittlerweile auf acht Fahrer geschrumpft, die nun abwechselnd selbst attackierten und versuchten, die Etappe im Solo zu gewinnen. Allen voran Alexey Lutsenko, der es immer wieder probierte und einen kleinen Vorsprung herausfahren konnte.

Doch auch er wurde wieder geschluckt und so war es elf Kilometer vor dem Ziel Jasper Stuyven, der sich mit einer beherzten Attacke von den anderen Ausreißern absetzen konnte. Bis zu zehn Sekunden konnte der Belgier zwischenzeitlich auf seine Verfolger herausfahren, ehe er dann einen Kilometer vor dem Ziel doch noch eingeholt wurde und somit seine Hoffnungen auf den Tagessieg begraben musste. Diesen machten die restlichen Ausreißer dann im Zielsprint unter sich aus, in dem sich Turgis als endschnellster Mann erwies. Sehr zur Freude seines Team TotalEnergies, dem seit sieben Jahren kein Tagessieg bei der Tour gelungen war. Zweiter wurde Tom Pidcock vor dem Kanadier Derek Gee. Bester Deutscher war der sehr stark fahrende Pascal Ackermann auf Platz 16. Der Mann aus Kandel bestätigt damit weiterhin seine gute Form.

Keine Veränderungen in der Gesamtwertung

Obwohl es auf der Schotterpiste von Troyes den gewünschten Kampf zwischen den Favoriten gab, kam es zu keinen nennenswerten Veränderungen im Gesamtklassement. Pogacar bleibt weiterhin in Gelb, vor dem Zweitplatzierten Remco Evenepoel (+33s) und Jonas Vingegaard (+1:15m). Auch Primoz Roglic verteidigt, trotz zwischenzeitlicher Probleme, seinen vierten Platz (1:36m). Was jedoch anzumerken ist: Pogacar zeigt sich weiterhin in starker Verfassung. Der Slowene blies mehrmals selbst zur Attacke und konterte auch Evenepoels Versuch problemlos. Zudem zeigt er sich nach der Etappe am Tour Mikrofon angriffslustig: „Ich fühle mich sehr gut und kann die richtigen Bergetappen kaum erwarten“.

Im Gesamtklassement dürfte es frühestens kommenden Mittwoch wieder spannend werden, wenn es für die Fahrer durch das Zentralmassiv nach Le Lioran geht. Nach dem morgigen Ruhetag sollten  am Dienstag in Saint-Amand-Montrond wieder die Sprintspezialisten gefragt sein. Start der zehnten Etappe ist dann um 13:25 Uhr in Orleans.

 

 

Ein Beitrag von Jasper Buschmann (BA-MJ-66-VZ), Modul: Journalistische Darstellungsformen

 

Quellen:

https://www.sportschau.de/

https://www.kicker.de/radsport-live/tour-de-france/co698/tour-de-france/ma9978530/live-ticker/

https://www.sport1.de/news/radsport/tour-de-france/2024/07/tour-de-france-kritik-an-titelverteidiger-keine-eier

https://www.letour.fr/de/etappe-9

https://www.letour.fr/de/etappe-10

https://www.letour.fr/de/etappe-11

https://www.youtube.com/watch?v=FzuTBwKmcLw

 


Schlagworte: 9. Etappe, Evenepoel, Gelbes Trikot, Pogacar, Radsport, Schotter, Tour de France 2024, Turgis, Vingegaard

Artikelinformationen


Datum: 12. Juli 2024
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