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Indien triumphiert bei der 45. Schacholympiade: Doppelsieg in Budapest
In einer historischen Leistung bei der Schacholympiade führt Indien seinen Aufstieg fort. Sowohl in der Männer- als auch in der Frauensektion konnte das indische Team überzeugen und sich den Sieg in Budapest sichern.
(Budapest.) Die 45. Schacholympiade, die vom 10. bis 23. September 2024 in Budapest stattfand, endete mit einem historischen Erfolg für Indien. Das Land dominierte sowohl im offenen Wettbewerb als auch im Frauenwettbewerb. Bei der hochkarätigen Veranstaltung mit über 180 teilnehmenden Nationen standen taktische Brillanz, Nervenkitzel und hart umkämpfte Partien im Mittelpunkt. Am Ende war es Indien, das sich in beiden Kategorien den Sieg sichern konnte
Ein denkwürdiger Sieg für den indischen Schachsport
Im offenen Wettbewerb zeigte sich das indische Team in überragender Form. Die Mannschaft, bestehend aus den Jungstars Gukesh D, Praggnanandhaa R, Arjun Erigaisi, Vidit Gujrathi und Harikrishna Pentala, erreichte am Ende beeindruckende 21 Punkte und setzte sich gegen starke Gegner wie die USA, Usbekistan und Armenien durch.
Gukesh, der die Mannschaft an Brett eins anführte, war einer der herausragenden Spieler des Turniers. Der 18-jährige Wunderknabe sicherte sich mit 9 Punkten aus 10 Partien die Goldmedaille für seine individuelle Leistung. Auch Arjun Erigaisi trug entscheidend zum Erfolg bei, indem er auf Brett zwei perfekte 10 Punkte aus 11 Partien erzielte. Ihre taktische Präzision und ihr hervorragendes Zusammenspiel machten es den Gegnern schwer, gegen das indische Team Fuß zu fassen. Indiens Weg zum Titel wurde mit einem klaren 3,5-0,5-Sieg gegen Slowenien in der letzten Runde besiegelt. Dieser Triumph verdeutlichte die überlegene Form der Mannschaft, die während des gesamten Turniers ihre Widerstandskraft und ihr Können unter Beweis stellte.
Der Aufstieg des indischen Frauenschachs
Parallel dazu feierte auch das indische Frauenteam einen herausragenden Erfolg und beendete das Turnier mit 19 Punkten auf Platz eins. Das Team, bestehend aus Harika Dronavalli, Vaishali R, Divya Deshmukh, Vantika Agrawal und Tania Sachdev, musste sich in den mittleren Runden zunächst einigen Rückschlägen stellen, konnte jedoch durch eine starke Leistung in den entscheidenden Spielen den Sieg sichern. Besonders Divya Deshmukh erwies sich als Schlüsselspielerin des Teams. Sie erzielte insgesamt 9,5 Punkte und trug entscheidend zu den wichtigen Siegen bei. Im finalen Duell gegen Aserbaidschan sicherte sich Indien mit einem deutlichen 3,5-0,5-Sieg den Gesamtsieg. Hinter Indien landeten Kasachstan und die USA auf den Plätzen zwei und drei.
Der Aufstieg des indischen Frauenschachs ist das Ergebnis jahrelanger Investitionen in die Förderung von Schach-Talenten im Land. Wie Harika Dronavalli nach dem Sieg sagte: „Das war ein wahr gewordener Traum. Das Team hat unglaublich hart gearbeitet, und unser gemeinsamer Einsatz hat sich ausgezahlt.“
Rückkehr des Schachs nach Budapest
Die Rückkehr der Olympiade nach Europa, ausgetragen in der hochmodernen BOK Sports Hall in Budapest, war ein historisches Ereignis. Ungarn, eines der traditionsreichsten Schachnationen mit insgesamt 12 Olympiamedaillen, brachte eine reiche Geschichte in die Veranstaltung ein. Von früheren Legenden wie Géza Maróczy und den Polgar-Schwestern bis hin zu modernen Meistern wie Peter Leko war die Schachtradition des Landes in Budapest allgegenwärtig.
Die Austragung in Budapest hatte auch eine symbolische Bedeutung, da die Stadt daran arbeitete, ihren Status als Schach-Metropole wiederzuerlangen. In einer besonderen Geste der Inklusion wurde auch ein Flüchtlingsteam, das vom Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) genehmigt wurde, zur Olympiade eingeladen, was die Vielfalt und die verbindende Kraft des Schachs unterstrich.
Höhepunkte des Turniers
Das Turnier bot zahlreiche dramatische Momente. Die USA, trotz starker Leistungen von Spielern wie Fabiano Caruana und Levon Aronian, mussten sich am Ende mit der Silbermedaille im offenen Wettbewerb zufriedengeben. Usbekistan, das 2022 überraschend die Goldmedaille bei der 44. Olympiade gewonnen hatte, landete diesmal auf dem dritten Platz. Im Frauenwettbewerb sorgte Kasachstan mit dem Gewinn der Silbermedaille für eine Überraschung, während das US-amerikanische Frauenteam um die Großmeisterinnen Irina Krush und Anna Zatonskih nach hartem Kampf die Bronzemedaille mit nach Hause nahm.
Neben dem Hauptturnier wurde die Olympiade von kulturellen Programmen, Nebenturnieren und Aktivitäten für Kinder begleitet. Das Turnier fiel außerdem mit dem FIDE-Kongress zusammen, bei dem wichtige Entscheidungen zur zukünftigen Schachverwaltung getroffen wurden. Besonders gefeiert wurde das 100-jährige Bestehen des Welt-Schachverbands FIDE, der maßgeblich zur weltweiten Verbreitung des Schachsports beigetragen hat.
Ausblick
Der Doppelsieg Indiens bei der 45. Schacholympiade markiert einen Wendepunkt für ein Land, das in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen in die Förderung junger Schachtalente investiert hat. Der Erfolg von Jungstars wie Gukesh und Divya Deshmukh wird zweifellos eine neue Generation von Spielern inspirieren und möglicherweise das globale Schachgeschehen nachhaltig verändern.
Die 45. Schacholympiade wird als Meilenstein in die Geschichte eingehen, der die Entwicklung des Schachs hin zu einem Sport der Taktik, der Vorbereitung und des nationalen Stolzes widerspiegelt, der auf der größten Bühne zelebriert wird.
Ein Beitrag von Bennet Janssen (BA-MJ-66-VZ) im Modul Journalistische Darstellungsformen.
Quellen:
https://chessolympiad2024.fide.com/
https://chess-results.com/tnr967173.aspx
https://www.chess.com/events/2024-fide-chess-olympiad-open
https://fide.com/calendar/53628 (PDFs)
https://www.chess.com/blog/raync910/budapest-2024-fide-chess-olympiad-blunders
Schlagworte: Indien, Olympiade, Schach, Schachsport, Sport, Weltmeister, Wettkampf