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Rollstuhlbasketball in Deutschland

Basketball ist den meisten Menschen ein Begriff. Zwei Mannschaften versuchen den jeweils gegnerischen Korb zu treffen und so Punkte zu erzielen. Doch wie sieht es mit Rollstuhlbasketball aus? Im Folgenden soll diese Sportart näher beleuchtet werden.

Veröffentlicht am 25. Februar 2023 von

(Hannover.) Als 1946 der zweite Weltkrieg endete, hinterließ er unzählige Kriegsversehrte, nicht wenige von ihnen hatten Gliedmaßen verloren. Unter diesen Kriegsverletzten wollten einige jedoch ihren Sport nicht aufgeben und so wurde 1946 in den USA der Rollstuhlbasketball erfunden. Wurden sie zu Beginn noch belächelt oder gemieden, so stellte man im Laufe der Jahre fest, dass Rollstuhlbasketball und der Rollstuhlsport generell auch eine positive therapeutische Wirkung haben. Seit den Paralympics 1960 in Rom ist Rollstuhlbasketball zudem eine paralympische Sportart.
Im Laufe der Jahre und mit fortschreitender Technik wurde der Sport und das Equipment immer weiter professionalisiert und gilt heute als eine der beliebtesten Rollstuhlsportarten. Dachverband ist die IWBF (International Wheelchair Basketball Federation). Diese ist seit 1993 eine unabhängige Sportorganisation und umfasst inzwischen über 50 Mitgliedsstaaten.

Aufbau in Deutschland – Ligasystem und Mannschaftszusammensetzung

Im Fachbereich Rollstuhlbasketball des deutschen Rollstuhlsports (DRS) sind aktuell 23 Ligen. Dazu gehören neben der ersten und zweiten Bundesliga, welche sich in Nord und Süd aufteilt, auch die Regionalligen Nord, Süd, Mitte und West, vier Oberligen und vier Landesligen. Die Mannschaften der Regionalligen spielen um den Aufstieg in die zweite Bundesliga.
Sowohl im Profi-, als auch im Amateurbereich zeigt sich, wie inklusiv diese Sportart ist. So spielen auf nationaler Vereinsebene Menschen fast jeder Altersgruppe, Frauen und Männer und vor allem Menschen mit und ohne Behinderung zusammen in einer Mannschaft. Um ein Missverhältnis an Körper- bzw. Muskelkraft zwischen den Teams zu verhindern gibt es im Rollstuhlbasketball ein funktionelles Klassifizierungssystem, die sogenannte Punkteregel. Diese bewertet anhand von festgelegten Kriterien „über welche basketballrelevanten Muskelfunktionen ein/e Spieler/in verfügen kann.“, so der Deutsche Behindertensportverband e.V. auf seiner Website. Die Einordnung erfolgt mittels einer Skala beginnend bei 1,0. Das Maximum, welches vergeben werden kann liegt bei 4,5 Punkten, dazwischen wird in 0,5 Punkte-Schritten gezählt. Insgesamt dürfen die Spieler einer Mannschaft auf dem Feld 14,5 Punkte nicht überschreiten.
Zum besseren Verständnis: Ein Spieler der z.B. eine hohe Querschnittslähmung hat und entsprechend weniger Rumpfstabilität, hat somit auch weniger basketballrelevante Muskelfunktion und würde bei 1,0 auf der Skala eingeordnet werden. Spieler ohne oder mit einer Minimalbehinderung verfügen über mehr oder jede basketballrelevante Muskelfunktion und werden somit bei 4,5 eingeordnet werden.

Das Equipment

Neben dem basketballüblichen Equipment, einem passenden Spielfeld und einem Basketball, benötigt jeder Spieler einen speziellen Sportrollstuhl. Dieser muss individuell angepasst werden. Udo Schulz, Teammanager von Hannover United, erklärt auf Nachfrage des Renners: „Die werden wirklich ausgemessen auf einen Zentimeter kann man sagen. Hat auch den Hintergrund, dass die Spieler im Endeffekt wenn sie Speed haben, häufig auch aus der Hüfte heraus lenken. Die sind auch gestrept, also wirklich eng an den Rollstuhl gebunden um letztendlich auch viel aus dem Körper heraus zu lenken.“. Der Rahmen dieser Stühle ist fest verschweißt und äußerst belastbar. Die Sitzposition, also auch die Höhe der Rückenlehne, etc., variiert abhängig von der Behinderung und der Spielposition. Zudem ist jeder Rollstuhl mit einem Rammbügel ausgestattet.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Fußgänger-Basketball

Im Hinblick auf den Ablauf, die Regularien und das Spielfeld unterscheiden sich die beiden Arten kaum. Rollstuhlbasketball wird auf einem klassischen Basketballfeld gespielt, die Körbe hängen ebenfalls auf einer Höhe von 3,05 Metern und gespielt wird in Viertel à 10 Minuten. Nach 24 Sekunden muss ein Wurf erfolgt sein, welcher mindestens den Korbring berührt hat. Nach acht Sekunden muss der Ball über die Mittellinie rüber sein. Nach dem fünften Foul eines Spielers muss dieser das Feld verlassen.
Der Größte Unterschied ist vermutlich die zuvor erläuterte Punkteregel. Ein weiterer Unterschied liegt im Dribbling des Balls. Beim Rollstuhlbasketball darf ein Spieler mit dem Ball zweimal den Greifreifen seines Rollstuhls zur Richtungsänderung, etc. berühren, bevor er einmal den Ball dribbeln muss. Dieser Ablauf darf beliebig oft wiederholt werden. Die Regel des Doppeldribblings aus dem klassischen Basketball gibt es hier somit nicht.

Die Finanzierung

Die Vereine im Rollstuhlbasketball finanzieren sich klassisch über Sponsoring. Zuschüsse über den Bund oder das Land gibt es wenn lediglich für Trainer über den Stadt-Sportbund, wie Udo Schulz dem Renner erzählt. Gerade in einer Stadt wie Hannover sei es zudem auch recht schwierig eine ausreichende Anzahl an Sponsoren zu finden und zu begeistern, da es neben Hannover United auch noch deutlich größere Vereine wie z.B. Hannover 96 gibt. Mit den Sponsoren, die Hannover United hat, habe man jedoch großes Glück und gute Partnerschaften, welche überwiegend über einen längeren Zeitraum bereits bestehen.
Die Rollstühle der Spieler sind ein weiterer wichtiger Kostenpunkt. Da jeder Spieler einen eigenen maßangefertigten Stuhl benötigt, um vernünftig trainieren zu können, ist es nicht möglich als Verein einfach einen Pool an Stühlen für mehrere Spieler zu haben. Ein solcher Rollstuhl koste zwischen 8,5 und 9 Tausend Euro und halte im Erstligabetrieb 5-6 Jahre, wie Udo Schulz berichtet. Hannover United hat sich selbst dazu verpflichtet, jedem Spieler kostenfrei einen solchen Rollstuhl zur Verfügung zu stellen. Die Finanzierung ist auch hier eine Herausforderung, wird jedoch dadurch erleichtert, dass es die Möglichkeit gibt über Stiftungen Spenden für solche Rollstühle zu bekommen.

Ein Beitrag von Laura Zeßin, Medienkommunikation & Journalismus

 

Quellen:

Home page

https://www.vbrs-mv.de

https://www.dbs-npc.de/rollstuhlbasketball-894.html


Schlagworte: 1. Bundesliga, Basketball, Hannover United, Rollstuhlbasketball

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Datum: 25. Februar 2023
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