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Schalke Boss Tönnies in Defensive. Entschuldigung reicht nicht

Schalkers Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies gerät vor dem Ehrenrat in Erklärungsnot. Anlässlich des „Tag des Handwerks“, kritisierte der 63-Jährige Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel. Tönnies empfahl dabei die Finanzierung von Kraftwerken in Afrika und sagte: „Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn´s dunkel ist, Kinder zu produzieren.“ Für die Aussagen hat er sich später entschuldigt.

Veröffentlicht am 06. August 2019 von

(Gelsenkirchen.) Die Äußerungen waren nun mal veröffentlicht. „Deplatziert“, „unangebracht“, „primitiv und rassistisch“ seien sie, heißt es. Aus Sport und Politik hagelte es deutliche Kritik, sogar eine Amtserhebung scheint nicht ausgeschlossen.

Weitreichende Folgen hätte sein Aus für den Club auf jeden Fall. Er sitzt seit 1994 im Aufsichtsrat, seit 2001 ist er dessen Vorsitzender. Unter anderem fädelte er den Sponsoren-Deal mit dem russischen Energiekonzern Gaszprom ein. Schalke 04 ist sportlich derzeit im Umbruch – mit Tönnies würde die bedeutende Konstante des Vereins wegbrechen.

Von Tönnies einst persönlich gefördert, meldete sich auch der Schalker Ex-Nationalspieler Gerald Asamoah, in Ghana geboren, gegen seinen Boss öffentlich auch eher harsch zu Wort. Schließlich sei der 40-Jährige Ex-Spieler als Manager des U23-Teams ein Angestellter Tönnies. Asamoah ist „sehr überrascht, geschockt und auch verletzt“, schrieb er auf Twitter, betonte des Weiteren, dass er Konsequenzen fordere, sich und auch alle anderen Betroffenen von Tönnies beleidigt fühlten und er solche Äußerungen nicht dulden könne.

Auch DFB-Integrationsbeauftragter Cacau zeigte sich in einer Pressemitteilung überaus betroffen. „Mich haben die verächtlichen Worte von Clemens Tönnies schockiert, und je länger ich darüber nachdenke, desto unvorstellbarer wird es, dass ein Mann seiner Position und Erfahrung so generalisierend und abfällig über die Bevölkerung eines ganzen Kontinents spricht.“

Doch steht Tönnies tatsächlich nicht ganz allein da, aus Sport und Politik heben einige ihre Stimmen für Tönnies.
Schalkes Trainer-Ikone Huub Stevens verteidigte öffentlich den Aufsichtsratsvorsitzenden. „Wer ihn kennt, wer seit langem mit ihm zusammenarbeitet, der weiß, dass der Clemens die Menschen mag wie sie sind – völlig unabhängig von Hautfarbe, Herkunft oder Religion. Ihm geht es stets um den Charakter eines Menschen – nie um die Farbe seiner Haut.“

Ebenso FDP-Vize Wolfgang Kubicki bezeichnete die Aussagen als „drastisch“, aber zulässig. Der Bundestagsvizepräsident sagte gegenüber der DPA, die Darstellungen von Tönnies seien „vielleicht auch notwendig“ gewesen, „um auf ein Riesendilemma der selbst ernannten Klimaaktivisten hinzuweisen. 1972 leben circa 4,5 Milliarden Menschen auf der Erde, heute sind es circa 7,5 Milliarden, die ernährt, untergebracht, beschäftigt werden und deren Mobilitätsbedürfnisse sicher nicht geringer sein werden als heute.“ 2100 seien es möglicherweise zwölf Milliarden Menschen.

Der 67-Jährige sagte „tagesspiegel.de“, er verteidige „nicht den Ton der ziemlich drastischen Aussage von Clemens Tönnies. Das tut er ja selbst auch nicht. Ich verteidige die Meinungsfreiheit und wende mich gegen die moralische Impertinenz, mit der sofort die öffentliche Verfolgung bis hin zur Existenzvernichtung aufgenommen wird. Tönnies hat ein gravierendes Problem der Klimadiskussion benannt, das tatsächlich einer dringenden Beantwortung bedarf.“

Ohne Konsequenz dürften und werden Tönnies-Aussagen wohl trotzdem kaum bleiben. Nun betrifft es nicht speziell nur den Sport und Fußball, sondern bietet erneut eine Plattform für politische Interessenskonflikte hinsichtlich des Klimawandels, der Integration und des Rassismus. Als Mitentwickler des Schalker Leitbildes, stehen Tönnies Äußerungen demnach nur noch mehr in gesellschaftlicher Diskussion. „Von uns Schalkern geht keine Diskriminierung oder Gewalt aus. Wir zeigen Rassismus die Rote Karte und setzen uns aktiv für Toleranz und Fairness ein“, heißt es dort.

Steckt hinter den Äußerungen des mächtigsten Mannes des Gelsenkirchener Fußballvereins nun eine rassistische Grundhaltung? Oder handelt es sich um unüberlegte und inakzeptable Aussagen, deren Wirkung und Konflikten sich der 63 Jahre alte Fleischfabrikant erst nach einer unübersehbaren Welle der Empörung und Kritik bewusst wurde?

Durch das Ausmaß in Medien, den Druck der Bevölkerung, betroffener Gesellschafter, Institutionen und Partner, wird der Beschluss einer „Strafe“ nicht tagelang aufgeschoben. Das bestätigte Anja Klein-Wilde, Leiterin der Schalker Unternehmenskommunikation. Das Gremium des Traditionsclubs, bestehend aus fünf Personen, wird sich möglichst zeitnah mit dem Fall Tönnies beschäftigen.

Wie hoch die Strafe ausfällt, oder welche Konsequenzen Tönnies nun zu erwarten hat, das ist nun die Aufgabe des Schalker Ehrenrats und anschließend auch der DFB-Ethikkommission. Mögliche Strafen reichen von „Verwarnung“ und „Verweis“ bis zur „Enthebung aus Vereinsämtern auf Zeit und Dauer.“ Dass Tönnies selbst den Rückzug antritt, ist eine denkbare Variante.

Ein Bericht von: Lea Werner (BA-MJ-50-K-VZ) in „Print- und Onlinejournalismus“

https://www.t-online.de/sport/id_86215484/afrika-aeusserungen-schalke-chef-toennies-selfmade-milliardaer-massiv-unter-druck.html

https://www.tagesschau.de/inland/toennies-dfb-ethikkommission-101.html

https://www.sport.de/news/ne3733747/fc-schalke-04-huub-stevens-verteidigt-clemens-toennies-nach-rassismus-eklat/

https://www.goal.com/de/meldungen/schalke-04-toennies-rassismus-afrika-spruch-entschuldigung/10i7x52kibiaz1j7vvql0zwkuf

https://twitter.com/s04/status/1157215650542182401?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1157215650542182401&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.goal.com%2Fde%2Fmeldungen%2Fschalke-04-toennies-rassismus-afrika-spruch-entschuldigung%2F10i7x52kibiaz1j7vvql0zwkuf


Schlagworte: aufsichtsrat, Bundesliga, FC Schalke 04, Fußball, Fußballbundesliga, Klimaschutz, königsblau, politik, Schalke, Schalke 04, soccer, Steuererhöhung, tag des handwerks, Tönnies

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Datum: 06. August 2019
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