(Bremen). Wer an Farbenblindheit leidet, der musste am Freitagabend vor dem Weserstadion schwer schlucken. Denn außer Rot und Grün war nichts zu erkennen. Der einzige Unterschied zwischen den Bremern und den Münchnern war das Bier, welches getrunken wurde. Das Duell zwischen dem Pils und dem Weißbier ist auch das Duell zwei verschiedener Kulturen. Auf der einen Seite der Norden, mit ihrer ruhigen und ausgeglichenen Art und auf der anderen der Süden, mit Leidenschaft sowie der großen Erwartungshaltung. Die Mischung aus Alkohol und warmen Wetter ließ das Fußballherz auch bei mir noch einen Tick höher schlagen.

Von Fehlern lernen

Die Partie war für beide Mannschaften eine Chance, ihren Fehlstart vom vergangenen Wochenende wieder gutzumachen. Während die Bremer im Pokal gegen Viktoria Köln ausschieden, mussten die Bayern im Supercup mit ansehen, wie die Leipziger die Trophäe in der Allianz Arena in die Höhe streckten. Dennoch bereitete mir die Stimmung kurz vor Anpfiff eine Gänsehaut, wie sie nicht mal Gänse haben. Doch es gab nicht nur positive Gefühle. Als die Ostkurve im Weserstadion einen verstorbenen Fan mit einer großen Choreografie ehrte, wurde es sehr still. Pfeifkonzerte gab es kurz vor und nach der Nationalhymne. Gespielt wurde sie von „The Bosshoss“. Ohnehin wird die Amerikanisierung von Sportereignissen als sehr kritisch unter vielen Fußballfans angesehen. Dies machte sich an der Weser sehr deutlich.

Sonniger Sturm

Nicht mal 240 Sekunden nach Anpfiff wurde es wieder still im Stadion. Nach einer schnellen Kombination zwischen Musiala und Kane befand sich Sané völlig frei vor dem Tor von Werder-Schlussmann Pavlenka. Mit dem schwachen rechten Fuß legte er den Ball präzise am Tschechen vorbei in Richtung Tor und somit dem 0:1 aus Sicht der Heimsupporter. Somit war der gefährliche Sturm aus dem Süden bei schönstem Wetter schnell im Norden angekommen. Infolgedessen waren laute Sprechchöre vor allem aus der kleinen Ecke zu hören, die im Weserstadion den Gästen zugeordnet ist. Von „Deutscher Meister wird nur der FCB“, bis zu „Scheiß Werder Bremen“ war alles zu hören. Dennoch war das Spiel nach dem schnellen Treffer nicht attraktiv. Bremen richtete ein Abwehrbollwerk ein, welches es dem Team von Thomas Tuchel schwer machte, Lücken zu finden. So ging es dann ohne weitere nennenswerte Chancen in die Halbzeit. Zur Freude der Personen neben mir gab es diesmal keine Show von Helene Fischer.

Feuer auf und neben dem Platz

In den ersten Minuten nach Beginn der 2. Halbzeit spielten sich die Highlights neben dem Platz ab. Zuerst gab es eine Lichtershow im Block der Fans von Werder, die einen an Silvester erinnerten. Nachdem die letzten Lichtkerzen ausgebrannt waren, fing es an, im Block der rund 5.000 angereisten Münchner zu brennen. Jedenfalls gaben diese Pyrostangen die optische Illusion, als ob es so wäre. Die Spieler auf dem Feld schienen beeindruckt davon zu sein. „Es war großartig, um ehrlich zu sein. Die Fans auf beiden Seiten waren über das komplette Spiel unglaublich. Das ist wirklich ganz anders als die Atmosphäre, die manchmal in der Premiere League herrscht“, gab Bayern-Star Harry Kane im Interview bei Sky Sports UK nach dem Spiel von sich. Von der Stimmung beflügelt marschierte der Ex-Tottenham Stürmer in Richtung zweites Tor und sein Premieren-Tor für den FC Bayern. Nach der Vorentscheidung war die Luft raus aus dem Bremer Defensiv-Spiel. In der Nachspielzeit zeigten die spiellustigen Münchner noch einmal ihr Können. Der eingewechselte Müller setzte Sané beim 3:0 mit einem perfekten Pass in den Fuß in Szene und Bayerns junge Sturmhoffnung Mathys Tel schoss den Ball mit dem Schlusspfiff wuchtig und unhaltbar für Werders Keeper zum 4:0 Endstand ins Netz.

Zwischen Enttäuschung und Hoffnung

Nach Spielende gab es für mich keine Tränen zu sehen im Stadion. Das Team aus dem kleinsten Bundesland Deutschlands hatte sich bis auf die letzten 10 Minuten wacker geschlagen. Aufgrund einer bis dahin soliden defensiven Leistung dürfen sich die Anhänger Hoffnung machen auf eine Saison, die bisher von Transfer-Schlagzeilen um Nationalstürmer Niclas Füllkrug dominiert wird. Ob der 30-Jährige ein weiteres Spiel für Werder Bremen bestreitet, bleibt weiterhin offen. Ein Transfer wäre für viele Fans eine derbe Enttäuschung. Der FC Bayern jedenfalls hat ein erstes Ausrufezeichen in Richtung Konkurrenz gesetzt und ist perfekt in die neue Bundesliga-Saison gestartet.

Eine Reportage von Paul Dornbusch (BA-SJ-22-H-VZ)

Quellen:

https://www.sport1.de/news/fussball/bundesliga/2023/08/bosshoss-auftritt-beim-bundesligastart-sorgt-fur-unmut

https://www.butenunbinnen.de/sport/werder-bayern-harry-kane-fans-100.html

https://www.zdf.de/sport/bundesliga/werder-bremen-bayern-muenchen-highlights-zusammenfassung-saison-2023-24-100.html

https://www.sportschau.de/fussball/bundesliga/bundesliga-spielbericht-werder-bremen-bayern-muenchen-100.html

https://www.spox.com/de/sport/fussball/bundesliga/2308/Artikel/werder-bremen-vs-fc-bayern-muenchen-buli-eroeffnungsspiel-heute-im-liveticker.html