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Ein bisschen Foul muss sein

Die amerikanische Basketball-Liga NBA hat ein großes Problem. Spieler, die andere Spieler verletzen. Dirty Players werden sie genannt. Wie ein Traum, eine Karriere und eventuell sogar das Spiel platzt.

Veröffentlicht am 18. April 2018 von

Noch 5 Sekunden. 4, 3, 2, 1, aus. Sein großer Traum geplatzt. „Wieso nur 4:0?! Wieso nur?! Alles nur wegen Zaza! Hätte es kein fünftes geben können?!“ Da stehen nun zwei sportbekloppte Jungs vor der Halle, wo eigentlich der Traum wahr werden sollte. In der gefühlten Wüste ausgestiegen, durch den Käfig gelaufen und nun da. Was fehlt ist der Kick, das Adrenalin, einfach das Spiel. Knapp 9.000 Kilometer nach San Francisco bzw. Oakland gereist, um ein Basketball-Spiel zu sehen. Eins. Aber nein, es musste ja anders kommen. Es war der 22.05, da war dann die Serie vorzeitig beendet. Noch nie gelang einer Mannschaft eine 16-0 Serie in den NBA-Playoffs. Noch nie! Doch dann kamen die 2016-2017er Golden State Warriors mit Superstars Kevin Durant und Stephen Curry und räumten die Portland Trail Blazers, die Utah Jazz und die San Antonio Spurs aus dem Weg.

Eigentlich sah alles gut aus. Lange Zeit führten die Spurs in Spiel 1 der Western Conference Finals, also dem Halbfinale. Small Forward Kawhi Leonard, der Superstar aus San Antonio, drehte richtig auf. Hier ein Korbleger, da ein Block, hier ein Steal. So ging das 23 Minuten lang. Selbst die fast 20.000 Zuschauer in der rappelvollen Oracle-Arena im kalifornischen Oakland waren begeistert und würdigten seinen Auftritt mit Applaus. Nicht gerade üblich für einen Spieler der gegnerischen Mannschaft. 26 Punkte in 20 Minuten gegen die beste Mannschaft der NBA sind überragend. Zu gut anscheinend. Die „dirty players“ um Draymond Green und Zaza Pachulia hatten die Nase so voll, dass sich Leonard immer wieder auf dem Boden wieder fand. Nichts Unübliches. Nichts Schlimmes. Normalerweise. Aber dann das:

Pass nach Außen, kurzes Dribbling, Wurf. Natürlich drin. Alles wie normal. Auf einmal: Schmerzen. Was ist? Center Pachulia landet mit Absicht und 125 Kilogramm auf seinem Knöchel. Der Small Forward muss raus. Raus für die ganze Serie. Raus für fast die nächste Saison. Mit einem Foul beendete Pachulia nicht nur die Serie, sondern auch die „Liebesgeschichte“ zwischen Leonard und San Antonio. Dieser Kawhi Leonard traut sich nämlich nicht mehr zu spielen, obwohl er mittlerweile kerngesund ist und schon lange trainiert. Alles nur wegen einem „dirty play“, wie die Amerikaner sagen würden.

„Als defensiver Spieler verteidigt man alles, wirklich alles, aber du kannst nicht die Gesundheit gefährden. Das geht nicht“, beklagt kein geringerer als Basketball Legende Kobe Bryant das Vorgehen der Spieler, die nur die Besten ausschalten wollen. Ausschalten ist ja eigentlich kein Problem. Jeder Fußballspieler auf dem Dorf bekommt auch immer die Anweisung die Nummer 10 oder den Stürmer auszuschalten: „Geh mit ihm aufs Klo!“ So brüllt es in jeder Kabine vor dem Anpfiff. Selbst da bekommen die Hobby Kicker es mehr oder weniger hin. Aber die Multimillionäre nicht. Ja klar und im Himmel ist Jahrmarkt?!

Das Problem der NBA ist, dass die Strafen viel zu gering sind. Man kann es mit einer Autobahn mit Begrenzung auf 120 in einer blitzerfreien Zone vergleichen. Zuerst hält man sich noch dran, aber beim zweiten Mal ist es jedem egal. Spiele ohne Superstars sind nicht so spannend. Oft langweilig. Wegen den Stars gehen die Zuschauer in die Halle. Alle lieben sie, außer die „dirty players“. Normalerweise müssten die Schiris solchen Spieler bei Regelverstoß die Kabinentür zeigen. Dazu noch zehn Spiele Sperre. Denn bei 82 Saison-Spielen interessieren ein, zwei oder sogar fünf Spiele Aussetzen niemanden. Die Geldstrafe von 20.000 Dollar verdienen die meisten am Tag.

Was tut die NBA nicht alles, um noch mehr Menschen zu gefallen. Projekte wie Green Week, Spiele auf allen Kontinenten. Hier eine Regeländerung. Da wird was verändert. Aber die Übeltäter bekommen sie nicht in den Griff. Was gab es nicht für einen Aufschrei, als bei der Fußball-WM 2014 Neymar so zugerichtet wurde, dass er ins Krankenhaus musste. Der beste Spieler Brasiliens ausgeschaltet. Schwupp gab´s das 7:1.

MVP, der beste Spieler der Saison, Kandidat Leonard kommt vielleicht nie mehr in die Form, die er damals hatte und wird irgendwo hinverschifft. Traden heißt es. Die zwei Jungs, die damals nur das Spiel gucken wollten, bekommen vielleicht auch nie mehr die Chance sich ein Spiel in der legendären Oracle-Arena anzuschauen, da wie die Raiders auch die Warriors aus Oakland wegziehen. Zwar ins Nahe gelegene San Francisco, aber dennoch nicht das Gleiche.

Max Schrader, BA-SJ-10-H-VZ


Schlagworte: Basketball, NBA

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Datum: 18. April 2018
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