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Rassismus und Diskriminierung im Sport: Eine Sache des Fußballs?

Die Debatte, verbunden mit dem Rücktritt von Mesut Özil aus der deutschen Fußballnationalmannschaft, hat nicht nur in der Fußballszene für Aufruhr gesorgt. Auch die komplette Flüchtlingsfrage wurde im Nachhinein noch einmal komplett aufgerollt und überdacht.
Sind diese Vorwürfe gerechtfertigt, oder gibt es wirklich eine fast systematische Ausgrenzung in der beliebtesten Nebensache der Welt? Und wenn ja, wieso wird in Kreisen außerhalb des Fußballs so selten darüber berichtet?

Veröffentlicht am 26. September 2018 von

„Mit schwerem Herzen und nach langer Überlegung werde ich wegen der jüngsten Ereignisse nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen, solange ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit verspüre.“ Es ist der 22. Juli 2018 und erst wenige Tage nach dem enttäuschenden WM-Aus der deutschen Fußballnationalmannschaft, als Shootingstar Mesut Özil mit diesen Worten seinen Rücktritt aus eben dieser bekannt gibt.In seiner Erklärung, bestehend aus insgesamt drei Teilen, äußert und verteidigt sich der Profi vom Arsenal London erstmalig auch in der Affäre um das umstrittene Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. 

Doch bei diesen Preisgaben bleibt es nicht. Özil kritisiert in der Folge die deutschen Medien sowie den deutschen Fußballbund. Gegen den DFB-Präsidenten Reinhard Grindel erhebt er dabei schwere Vorwürfe, indem er ihm Inkompetenz in seinem Job unterstellt. Der 29 jährige fühlt sich als „Sündenbock“, da er nur bei Erfolgen als Deutscher gesehen werde, in schlechten Zeiten sei er ein Einwanderer und dadurch ungewollt. Zur Untermauerung bringt er darüber hinaus weitere rassistische Zitate von Bernd Holzhauer (SPD) oder auch dem Chef des deutschen Theaters in München, Werner Steer. Seine Vorwürfe gehen weiter, als er im zweiten Teil der schriftlichen Erklärung, im Zusammenhang mit dem Foto, welches den Mittelfeldspieler zusammen mit Mannschaftskollege IIkay Gündogan und Präsident Erdogan zeigt, die Berichterstattung der deutschen Medien als mangelhaft beschreibt. Sie würden das Bild als rechte Propaganda nutzen und damit seine Herkunft, wie auch seine Erziehung kritisieren. Das Özil sich all diese Vorwürfe nur ausdenkt ist schwer vorstellbar, DFB Präsident Grindel jedoch dementiert in einer persönlich veröffentlichten Stellungnahme jegliche Anschuldigungen. „Für den Verband und auch für mich persönlich weise ich dies entschieden zurück“, so der 56 jährige. Des Weiteren bedauere er solcherlei Tadel, gesteht allerdings auch ein, mit der Foto Affäre anders  hätte umgehen können. 

Özil kein Einzelfall 

Ein weiterer Spieler der im Zusammenhang mit Diskrimienierung immer mal wieder in den unterschiedlichsten Medien auftaucht ist Mario Balotelli. In diesem Fall wird der Italiener häufiger wegen seiner dunklen Hautfarbe angegriffen. Erst kürzlich bei seinem Comeback für die Squadra Azzura wird der 28 jährige durch ein Plakat von Fans rassistisch verunglimpft. Das Banner der italienischen Unterstützer zeigte die Aufschrift: „Mein Kapitän muss italienisches Blut haben.“ 

Es ist bei weitem nicht die erste Attacke gegen den Stürmer mit ghanaeschen Wurzeln. In der Serie A, der Topliga Italiens werden des Öfteren Rassistische Parolen erkannt. Ein echtes Problem. Beinahe bei jedem Spiel wird der Spieler mit der Nummer neun mit Affenlauten aus der Kurve empfangen. Da sich Balotelli daraufhin nicht nur auf seinem Instagram Account mit den Worten „Wir sind im Jahr 2018, Jungs. Schluss damit! Wacht auf! Ich bitte Euch!“, werte, sondern auch bei Schiedsrichtern, kam es beinahe schon zu einem Spielabbruch. In Folge solcher Vorkommnisse richtete die FIFA eine Task Force gegen Rassismus und Diskriminierung ein. Es sollte null Toleranz mehr geboten werden und drastische Strafen mit Spielen ohne Zuschauer eingesetzt werden. Bisher jedoch blieb es bei diesen Aussagen, wirkliche Sanktionen bleiben weiterhin aus. Die wenigsten Fälle werden bestraft geschweige denn an die Öffentlichkeit kommuniziert. 

Nicht nur die Herkunft stellt ein Problem dar 

In Europa stehen die Profifußballer rund um die Uhr in den Öffentlichkeit. Nicht selten werden die Taten der Akteure dabei negativ bewertet. Das musste auch der Hector Bellerin am eigenen Leib erfahren. Der 23 jähre alte Außenverteidiger machte seine Geschichte erst vor kurzem bekannt, obwohl er schon länger mit dem Problem zu kämpfen hat. Wenn man den dunkelhaarigen Spieler so sieht, kann man ihn durchaus als extrovertiert einstufen. Bellerin ist immer gut gekleidet und scheint auf sein Äußeres zu achten. Genau das nutzen viele angebliche Fußballfans in den Social Netzwerken aus, um gegen den jungen Spanier mit homophoben Kommentaren zu hetzen. Dabei ist seine Beziehung zu der Spanierin Berta Requeno im Übrigen allseits bekannt. Bellerin muss sich im Internet aber auch auf der Straße unter anderem als Lesbe beschimpfen lassen und das nur aufgrund seiner langen Haare. Besonders bei einer schlechten Leistungen seien die Anschuldigungen nicht mehr tragbar, so der Defensivmann gegenüber der Times. Laut Bellerin verhält es sich so, „dass die Leute eine Vorstellung haben, wie ein Fußballer auszusehen, sich zu verhalten und worüber er zu sprechen hat“. Deshalb sei beispielsweise auch ein Coming Out im Fußball unmöglich. Vor eineinhalb Jahren löschte der gebürtige Katalane auch deshalb sämtliche seiner Online Profile für einige Zeit und setzt sich seitdem für die Bekämpfung solcher Beleidigungen ein. 

 Fußball keine Ausnahme 

Alle der aufgeführten Beispiele stammen aus dem Fußball. Sicherlich liegt es auch daran, dass über eben diesen Sport in diesem Land am meisten gesprochen wird, doch durch die enorm große Fanszene und den internationalen Anteil birgt er eben große Angriffsfläche für Rassismus und Diskriminierung. Schaut man etwas genauer hin findet man auch in anderen Sportarten teilweise rassistische Anschuldigungen. So wurde der Sprinter Pascal Mancini aus dem Aufgebot der Schweizer Leichtathleten zur Europameisterschaft diesen Jahres in Berlin, aufgrund eines solchen Verdachts, gestrichen. Solche Fälle bildet jedoch nur einen kleineren Anteil, Sportler und auch verfeindete Vereine sowie Fangruppierungen im Fußball stehen schlicht weg direkter im Rampenlicht. Doch Vorwürfe aus der Ecke werden selbst im Breitensport deutlich häufiger aufgerollt. Dem Handballbund ist beispielsweise keine Ausschreitung solcher Art in den letzten Spielzeiten bekannt und auch die Fans im Rugby seien überaus tolerant. 

Nicht umsonst scheinen sich auch gerade Fußballfans dem Thema gegenüber zu solidarisieren. Immer mehr Initiativen rufen offen gegen die Diskriminierung im Fußball auf. Der DFB und die FIFA sind ebenfalls drauf und dran verschärft gegen allerlei Vorwürfe anzugehen und müssen im Kampf gegen Rassismus das Zepter in die Hand nehmen. In unserer heutigen Zeit darf es nicht mehr sein, dass Menschen aufgrund ihrer äußerlichen Erscheinung oder Herkunft diskriminiert werden. Es ist zwar noch ein großer Schritt, jedoch scheint die Mehrzahl langsam den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. 

Wir haben uns in und um Hannovers Sportstätten umgehört, um zu sehen, welche Erfahrungen die ansässigen Sportler mit dem Thema gemacht haben: 

Quellen: 

Ein Bericht von Jannes Krone (BA-SJ-08-H-VZ) 


Schlagworte: Diskriminierung, Fußball, Mesut Özil, Öffentlichkeit, Rassismus

Artikelinformationen


Datum: 26. September 2018
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