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Fußball

Der etwas andere Fußballverein

Königsbrügge, Kreisliga A Bielefeld, 8. Spieltag. Der TuS Eintracht Bielefeld empfängt die Reservemannschaft des VFL Theesen. Platz 5 gegen Platz 14. Es regnet an diesem Sonntag, der Kunstrasen ist schön seifig und die Bälle laufen schneller als sonst. Punktgleich mit 4 weiteren Teams möchte der TuS wichtige Punkte holen, um mit der Spitzentruppe Schritt zu halten.

Veröffentlicht am 30. September 2019 von

„Dieses Jahr wird unser Jahr, wenn alle fit bleiben und bis zum Ende durchziehen, ist der Aufstieg drin.“ Sätze wie diese hört man hier jedes Jahr, doch schaut man sich die Bilanz der letzten Jahre an, so sieht man oft ein und dasselbe Bild: Zwischen Platz 3 und 8 ist alles drin. Mal wird der Saisonstart verpatzt, der Einbruch erfolgt in der Rückrunde, oder man gönnt sich mittendrin ein paar Schwächephasen. Irgendetwas ist immer.

Der TuS Eintracht Bielefeld wurde 1900 gegründet, ist nach Mitgliedern, Spielern und Mannschaften der größte Amateurverein in Bielefeld,  und nimmt die Rolle eines klassischen Ausbildungsvereins ein.  Die Fußballabteilung ist nahe des Stadtzentrums im Osten Bielefelds angesiedelt und seine Stätte, die „Königsbrügge“ liegt inmitten einer alten Wohnsiedlung.  Von insgesamt 17 Mannschaften, gibt es 3 Herrenmannschaften, eine Damenmannschaft und zwei Mädchenmannschaften. Die größte Fraktion stellen die E- und D-Jugend mit 7 Mannschaften.

„Der Verein für die ganze Familie“

Die Laufbahnen der Spieler sind in vielen Fällen gleich: die ersten Fußballschritte lernt man hier, doch irgendwann kommen die vermeintlich besseren Bielefelder Clubs und versuchen stetig Talente abzugreifen. In vielen Fällen ist diese Herangehensweise von Erfolg gekrönt, weil den jungen Spielern suggeriert wird, anderswo könnten sie mehr erreichen. Doch die Realität sieht oft anders aus.

„Das Besondere an TuS Eintracht? Hier kommt jeder wieder zurück!“ meint Reinhard Flaspöhler, der Abteilungsleiter. Schaut man sich die erste Mannschaft an, fällt auf, dass lediglich ein Spieler des 20 Mann-Kaders noch nie zuvor in diesem Verein gespielt hat. Die Neuzugänge der aktuellen Saison sind bis auf die eine Person alles Eigengewächse, die von teils namhaften Bezirksligisten wie dem TuS Dornberg oder dem VfR Wellensiek wieder zurückgekommen sind.

Es stimmt schon: Dieser Verein ist im Grunde eine Familie, die über Generationen zusammengewachsen ist und niemals so ganz auseinander geht, weil der Verein jeden Rückkehrer mit offenen Armen begrüßt, sogar ungeachtet von möglichen Fehltritten oder Streitigkeiten. Das Konzept ist im Grunde recht simpel: Man setzt bis in den Herren Bereich stetig auf junge, heranwachsende Talente und schaut dann, wie man hier und da individuell nachbessern kann. Seit geraumer Zeit gehört es zudem zur gängigen Praxis, eigene Spieler zu Trainern auszubilden und diese in den eigenen E- bis B-Jugenden einzusetzen.

Jugendarbeit und ihre Herausforderungen

Seit 4 Jahren übernimmt dafür Florian Berkenkopf, Torwart der ersten Mannschaft und gleichzeitig Jugendtrainerkoordinator, die Verantwortung. „Der Verein braucht frischen Wind mit eigener Spielphilosophie. Das ist mein und der Anspruch der gesamten Fußballabteilung“ so der 26-Jährige. Ein Erfolg der letzten Jahre ist mit der D-Jugend gelungen, die den Aufstieg in die Bezirksliga meisterte und sich seit 2 Jahren dort etabliert hat.

Wenn es jedoch nach Fajko Memic, „Physio“ der „Ersten“, Platzwart, Jugendtrainer, Mädchen für Alles, und Seele des Vereins geht, müsste von „Kopf bis Fuß alles umgekrempelt werden.“ Das fängt schon in der Jugend an, erinnerst du dich an unsere A-Jugend vergangene Saison? Die Jungs haben nur noch Flausen im Kopf und keinen Respekt. Wir wären fast aus der Kreisliga A abgestiegen.“ Zudem könne es seiner Meinung nach nicht sein, dass B- und A-Jugendliche vor den Trainingseinheiten oder Spielen sich noch „eine anstecken.“

Alles nur Kopfsache?

Nun ja, wir sind per du, weil ich Teil der ersten Mannschaft bin und mein Leben lang für keinen anderen Verein gespielt habe. Die größten Erfolge meiner Laufbahn waren die zweifachen Meisterschaften in der B-Jugend in der Kreisliga A und ein aus der zweiten Meisterschaft resultierender Aufstieg in die Bezirksliga. Aber woran liegt es, dass die ganz großen Erfolge im Herrenbereich ausbleiben? „Naja ihr seid eben im Kopf nicht immer ganz dicht“ meint Memic lachend und damit hat er wohl recht.

A-Jugend, letzter Spieltag: TuS Eintracht auf Platz 1 gegen TuS Jöllenbeck auf 2. Bis dato noch ungeschlagen, geht es nun gegen den Zweitplatzierten. Der Vorsprung beträgt 2 Punkte: uns würde ein Unentschieden reichen, doch das Spiel geht mit 0:3 verloren.  Der Kopf hat im entscheidenden Moment wohl nicht mitgemacht, aber als Eintracht Spieler ist man so einiges gewohnt und verkraftet auch Rückschläge wie solche.

Zurück zum Spiel: wie allgemein bekannt, tun wir uns gegen die vermeintlich schwächeren Gegner immer schwer und so auch heute: die zwischenzeitliche 3:0 Führung ist nach dem Anschlusstreffer der Gäste lange Zeit in Gefahr, bevor das erlösende 4:1 den Sieg eintütet. Mit der Spitzentruppe, bestehend aus drei Teams halten wir nun weiter punktgleich mit 18 Punkten mit und der erste Platz ist mit 3 Punkten Rückstand weiterhin in Sicht. Vielleicht ist es ja diese Saison endlich soweit.

Die meisten Eintracht Spieler können eine Menge Anekdoten wiederaufleben lassen. Man erinnert sich dann doch auch gerne an die negativen Momente zurück. Am Ende des Tages können alle darüber lachen. Es ist eben eine Achterbahnfahrt, das Fußballerleben im Jersey des TuS Eintracht Bielefeld und es wird glücklicherweise nie langweilig. Es gibt immer viel zu erzählen über den etwas anderen Verein im Bielefelder Osten.

 

https://www.tus-eintracht.de/?ngt=w0000000000000000000000000000013

https://www.fupa.net/club/tus-eintracht-bielefeld

http://www.fussball.de/verein/tus-eintracht-westfalen/-/id/00ES8GN8LS00009SVV0AG08LVUPGND5I

Eine Reportage von Tobias Oberwittler – Sportjournalismus und Sportmarketing (BA-SJ-12-H-VZ, Modul: Sportlehrredaktion II)


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Datum: 30. September 2019
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