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Der Skandal geht in die nächste Runde

Seit längerem ist zu vernehmen, dass der spanische Verband und die für diesen spielenden Fußballerinnen unterschiedliche Ansichten vertreten. Nach der übergriffigen Szene im Endspiel der Weltmeisterschaft trat Verbandschef Luis Rubiales bereits zurück. Nun weigerten sich Spaniens Fußballerinnen in der Nations League für ihr Land anzutreten.

Veröffentlicht am 25. September 2023 von

(Barcelona.) Es war der 20.08.2023, im Endspiel der Weltmeisterschaft der Frauen. In Australien und Neuseeland standen sich England und Spanien gegenüber. Spanien konnte England mit 1:0 bezwingen und sicherte sich durch einen Treffer von Olga Carmona den Titel. Nach dem Finale sprach man allerdings schnell über andere Dinge, die sich während der Medaillenzeremonie abspielten. Der mittlerweile zurückgetretene Verbandschef Luis Rubiales küsste Spaniens Jennifer Hermoso übergriffig auf den Mund, während er ihren Kopf mit beiden Händen festhielt. Dieses Verhalten hat nun Konsequenzen. Hermoso erstattete Strafanzeige und das oberste spanische Sportgericht ermittelt in diesem Fall. Gegenüber den Medien erklärt Hermoso, dass sie sich verletzlich und als Opfer eines Übergriffs gefühlt habe. Ein Näherungsverbot bis auf eine Distanz von zweihundert Metern besteht seit der Anordnung des Staatgerichtshofes der spanischen Hauptstadt.

Unruhen bereits vor der Weltmeisterschaft

Schon vor einem Jahr kam es zu einem Novum in der Geschichte des Profifußballs. Fünfzehn Nationalspielerinnen traten gleichzeitig aus der Nationalmannschaft zurück. Grund dafür soll der noch heute im Amt stehende Trainer Jorge Vilda sein. Ihr Wohlbefinden solle durch den Trainer erheblich beeinflusst worden sein, sodass sie sich dazu entschieden bis zum Rücktritt Vildas aus der Nationalmannschaft auszutreten. So trat bei der Weltmeisterschaft ein stark dezimierter Kader von Spielerinnen an. Über das ganze Turnier hinweg war deutlich zu erkennen, dass sich Trainerteam und Mannschaft voneinander distanzierten, umso bewundernswerter, dass sie sich trotz der Umstände am Ende doch den Titel sichern konnten.

Spielerinnen verweigern Nations League Teilnahme

In dieser Woche standen die ersten Pflichtspiele nach der Weltmeisterschaft an. Auch hier setzten einige spanische Spielerinnen ein Zeichen und positionierten sich gegen die Strukturen im Verband. 23 Siegerinnen wollen erst wieder für ihr Land antreten, wenn es zu personellen Veränderungen kommt. Zu erheblichen Veränderungen kam es bereits durch den Rücktritt von Rubiales und der Entlassung Vildas. Als neuer Trainer wurde Montse Tome vorgestellt, anscheinend nicht genug Veränderungen für verärgerte Nationalspielerinnen Spaniens

Solidaritätsbekundungen anderer Nationen

Das erste Spiel der Nations League Gruppenphase fand trotz der zahlreichen Rücktritte und absagen statt, denn der ausgeübte Druck seitens des Verbandes stieg ins Unermessliche. Gedroht wurde mit negativen Auswirkungen auf die Karrieren. Auch Spanien Regierung intervenierte und ließ die selbst betitelte „Blamage“ für ihr Land nicht zu. So mussten fast alle Spielerinnen antreten. Gegner waren die viertplatzierten Schwedinnen der vergangenen Weltmeisterschaft. Diese ließen sich die Chance nicht entgehen und setzten gemeinsam mit den Spanierinnen ein Zeichen und solidarisierten sich. Es war ein Zeichen gegen sexuelle Übergriffe, die nicht nur ein Problem im Profisport darstellen. Erhobene Fäuste und ein Plakat mit der Aufschrift „Se acabó“ (dt. „Schluss jetzt“) und folgendem englischen Schriftzug „Our fight is a global fight“ („Unser Kampf ist ein globaler Kampf“). Die Spielerinnen beider Nationen versammelten sich vor Anpfiff an der Mittellinie hinter jenem Plakat. Das Spiel konnten die Spanierinnen nach Verlängerung mit 3:2 für sich entscheiden. Kapitänin Irene Paredes sprach nach dem Spiel in einem Interview davon, dass die Mannschaft sich befreit gefühlt habe. Hermoso, die Hauptbeteiligte im Kuss-Skandal um Rubiales wurde zu ihrer Enttäuschung nicht für dieses Spiel nominiert. Der neue Nationaltrainer Tome wollte sie nach eigenen Aussagen dadurch schützen.

Wie soll es nun weitergehen?

Eine Lösung scheint aktuell noch nicht absehbar, klar ist nur, dass in den nächsten Wochen und Monaten welche gefunden werden müssen. Auch wenn die Spanierinnen die Weltmeisterschaft in diesem Jahr gewinnen konnten, wird sich die angespannte Lage auf Dauer nicht gut auf die Leistungen und psychischen Zustände aller Beteiligten auswirken. Die ersten Schritte in Bezug auf personelle Entscheidungen und Entlassungen sind in Angriff genommen worden, dennoch werden diese allein nicht zu einer endgültig verbesserten Lage im Verband ausreichen.

Ein Bericht von Yannick Ortloff (Studiengang Sportjournalismus und Sportmarketing BA-SJ-22-H-VZ)

Quellen:

https://www.sportschau.de/fussball/fifa-frauen-wm/spanien-rubiales-trennung-trainer-vilda-100.html

https://www.zeit.de/sport/2023-09/nations-league-spanien-schweden-solidaritaet-geste-fussballerinnen

https://www.tagesschau.de/sport/spanien-fussball-rubiales-hermoso-100.html

https://www.spiegel.de/sport/luis-rubiales-verkuendet-ruecktritt-nach-kuss-skandal-in-spanien-a-61396469-d363-4c5c-9457-9baadab1445e

https://www.swr3.de/aktuell/nachrichten/kuss-verbandspraesident-spanien-frauen-fussball-wm-100.html

 

 


Schlagworte: Fachhochschule des Mittelstands, Frauen-Nationalmannschaft, Frauen-WM, Frauenfußball, Fußball, Nations League, Skandal, Spanien, Sportjournalismus

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Datum: 25. September 2023
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