(Starnberg.) Am Freitag, den 08.12.2023, um 10:00 Uhr startete der Prozess gegen Jens Lehmann im Starnberger Amtsgericht. Der Ex- Nationaltorwart soll, im Juli 2022, die Garage seines Nachbarn, die dieser grade baute, am Starnberger See beschädigt haben. Lehmann soll einen Dachbalken zersägt und eine junge Birke gefällt haben, so der Staatsanwalt. Um bei der eigentlichen Tat nicht gefilmt zu werden, soll Lehmann zuvor die Kabel einer Überwachungskamera abgetrennt haben. Eine Kamera hatte ihn jedoch bereits mit laufender Motorsäge aufgenommen. Laut dpa soll ein jahrelanger Nachbarschaftsstreit die Ursache gewesen sein. Die Polizei gab 2022 an, dass die Garage des Nachbarn Lehmann möglicherweise den Blick auf den Starnberger See versperre, und dies ein Grund für die Tat gewesen sein könnte. 

Lehmann: „Die Vorwürfe treffen so nicht zu.”  

Lehmanns Anwalt Christoph Rückel kündigt eine Stellungnahme im Gerichtssaal an, zuvor äußerte sich dieser jedoch noch nicht zu den Vorwürfen. Im Sommer 2023 meldete sich Lehmann selbst auf Instagram und bezeichnete die Vorwürfe als “enorme Rufschädigung” und “Missachtung der Privatsphäre”. “Die Vorwürfe treffen so nicht zu” schrieb der 54-Jährige (rnD). Auch im Gerichtssaal spricht Lehmann von Rufmord und falschen Verdächtigungen. “Ich bin da einfach mal reingegangen, um zu schauen, was er da eigentlich macht”, sagt Lehmann im Gerichtssaal. Und weiter: “Was ist schlimmer? Mord oder Rufmord?” (dpa). Die Kettensäge habe er nur dabeigehabt, weil er die Hecke des Nachbarn, auf seinen Wunsch, geschnitten hatte. Demnach treffe der Vorwurf des Hausfriedensbruchs nicht zu, da Lehmann das Grundstück des Nachbarn auf dessen Wunsch betreten habe. Der Staatsanwalt befand es für ungewöhnlich, dass Lehmann eine Motorsäge zum stutzen der Hecke verwendete. 

Der Nachbarschaftsstreit, wie auch die zivilrechtliche Auseinandersetzung seien beigelegt worden, betonte Lehmanns Anwalt. “Es war eine Aktion, bei der Frustration auf beiden Seiten eine große Rolle spielte, aber die Eskalation ist beendet”, so Rückel (dpa). 

Unabhängig des Nachbarschaftsdelikts, ist Lehmann außerdem wegen des Beleidigens von Polizisten und Betrugs angeklagt, da er die Gebühren in einem Parkhaus nicht bezahlen wollte. Auch in diesen Fällen sieht Lehmann Missverständnisse. 

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft München erklärte, der Sachschaden belaufe sich auf rund 2.500 Euro. Das hohe Presseaufkommen in diesem Fall sei ungewöhnlich, die Staatsanwaltschaft klage aber völlig unabhängig davon, wer der Angeklagte ist. 

Held des “Sommermärchens” 

Lehmann spielte als Nationaltorwart für Deutschland während der Heim-WM 2006. Im Viertelfinale, beim Elfmeterschießen gegen Argentinien, hielt Lehmann zwei Strafstöße. Deutschland gewann dadurch mit 5 : 3 gegen die gegnerische Mannschaft. Seine Profikarriere begann Jens Lehmann als Torwart 1989 beim FC Schalke 04 und stieg mit dieser von der zweiten in die erste Bundesliga auf. Danach spielte Lehmann unter anderem beim AC Mailand und Borussia Dortmund. Im FC Arsenal spielte Jens Lehmann als Mitglied der “Invincibles” (deutsch “Die Unschlagbaren”), was ihn auch als Torwart für die deutsche Nationalelf qualifizierte. 2010 beendete er seine Profikarriere, nachdem er zwei Jahre beim VfB Stuttgart gespielt hatte.  

Nach seiner Spielerkarriere sah man Lehmann oft im Fernsehen, wo er auf RTL oder bei Sky Deutschland als Experte bei Bundesliga oder Qualifikationsspielen fungierte. Er trainierte 2017/18 im Rahmen der Premier-League den FC Arsenal und 2019 zusammen mit Manuel Baum den Bundesligisten FC Augsburg.  

Vor Gericht gab Jens Lehmann an, sein aktueller Beruf sei “arbeitsloser Fußballtrainer”. 

Weiteres Verfahren 

Das Urteil könnte kurz vor Weihnachten, am 22. Dezember 2023, fallen. Bis zum Abschluss des Verfahrens gilt die Unschuldsvermutung.