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Karnevalistischer Tanzsport leidet in Zeiten von Corona

Die Session 2020/21 muss aufgrund der Corona Pandemie und der damit einhergehenden Hygiene- und Abstandsregeln ausfallen. Vor allem für die Tänzer und Tänzerinnen der Karnevalsvereine bedeuten die Ausfälle der Wettkämpfe und Aufführungen viel Arbeit und Training für umsonst. In Hannover findet dieses Jahr zwar keine Session statt, doch je nach aktueller Hygieneregelung wird dennoch symbolisch versucht, den Karneval am 14. November 2020 vor dem Rathaus zu eröffnen.

Veröffentlicht am 07. Oktober 2020 von

(Hannover.) Närrisches Treiben ist in Hannover seit mehr als 130 Jahren Erb- und Kulturgut. Für einige ist es ein Abtauchen in eine bunte, sorgenlose Welt, für manche andere hartes sportliches Training. Die Tänzer und Tänzerinnen der Karnevalsgesellschaften Hannovers können dieses Jahr ihre Session nicht wie geplant stattfinden lassen.

Harte Arbeit ohne Entlohnung

Für viele bedeutet Karneval Verkleiden, Spaß und Alkohol. Für alle diejenigen, die Karnevalistischen Tanzsport betreiben, sind Spaß und das Tragen von Gardeuniformen oder Kostümen Alltag, doch Alkohol kann bei diesem hochintensiven und anspruchsvollen Sport nicht dazuzählen. Für die einen mag der karnevalistische Tanzsport befremdlich sein, doch wenn Spagat, Beinheber oder ein freies Rad gemeistert werden wollen, ist hartes und langjähriges Training notwendig. Auch für die Tänzer und Tänzerinnen der Karnevalsgesellschaft Eugenesen Alaaf Hannover-Mittelfeld gibt es dieses Jahr keine Auftritte in Seniorenheimen, keinen Karnevalsumzug und auch das jährliche Highlight eines jeden Karnevalsverein, die Prunksitzung, wird nicht stattfinden. Im Umkehrschluss bedeutet dies ein ganzes Jahr harte Arbeit und Schweiß vergießen ohne wirklichen Preis. Ob Garde-, Paar- oder Schautänzer, sie alle können ihre Choreografien nicht öffentlich zur Schau stellen, sich nicht deutschlandweit mit anderen messen und auch niemandem ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Freude und Tränen zugleich

Einmal die Woche dürfen die Sportler und Sportlerinnen der KG Eugensen Alaaf Hannovers wieder gemeinsam trainieren. Doch ohne Aufführungen und Wettkämpfe gibt es kein Ziel und der Fokus geht verloren. Sina Rau-Karau tanzt schon seit mehreren Jahren bei den Eugenesen. Das gemeinsame Training in einem Raum ist für sie ein kleines Trostpflaster. „Es ist schön, durch das Training wieder eine Abwechslung im Alltag zu haben, doch durch den Ausfall der Session und aller Wettkämpfe trainieren wir ohne wirkliches Ziel“, so die 21-Jährige. Auch ihre jüngere Schwester Seraphina Rau ist mit Herzblut beim karnevalistischen Tanzsport dabei. Neben Schau tanzt sie auch als Gardetänzerin und als Mariechen. Vor allem als Solistin fehlt ihr der Wettkampfgeist, da dieser im Training immer anspornt. „Die Trainingsbeteiligung ist stark gesunken, aber auch die Motivation und Kondition. Normalerweise sind die nächsten Monate voll mit Wettkämpfen und Auftritten, das kitzelt sonst immer die letzten Prozente Motivation beim Training heraus“, erzählt die Schülerin. Beim Solistentraining der Tanzmariechen und Paartänzer sieht es hingegen etwas anders aus. Trotz des Bewusstseins, dass dieses Jahr keine Turniere stattfinden, wird hier mit einer deutlich größeren Motivation und größerem Engagement trainiert. Der Ehrgeiz, sich stetig verbessern zu wollen, ist hier fast greifbar. Immer wieder werden die Choreografien geübt und verinnerlicht. Einzelne Schwierigkeiten, die besonders schwer zu tanzen sind, wie beispielsweise ein freies Rad, werden separat intensiv trainiert, damit sie anschließend in der Choreografie sitzen.

Finanzielles Risiko zu hoch

Das Präsidium des Komitees Hannoverscher Karneval (KHK) hat beschlossen, die Session 2020/2021 abzusagen. „Die Entscheidung hat sich das Komitee keineswegs leicht gemacht. Schließlich ist das närrische Treiben Brauchtum und ein Kulturgut, ein Stück Heimat und dank vieler Ehrenamtlicher nicht zuletzt eine wichtige gesellschaftliche Stütze“, so Ronny Jackson, Präsident des KHK. Alle Veranstaltungen, die vom Dachverband organisiert werden, wie beispielsweise der große Karnevalsumzug, der jährlich sonntags vor Rosenmontag geplant ist, wird aufgrund der Corona Krise nicht stattfinden können. Die Karnevalsvereine könnten zwar Veranstaltungen wie die Prunksitzung stattfinden lassen, aber dann nur mit begrenzter Gastkapazität. Außerdem würden zusätzliche hohe Kosten anfallen für personelle und organisatorische Sicherheitsmaßnahmen. Diese möchten die Karnevalsgesellschaften nicht konfrontieren, da nicht voraussehbar ist, ob Veranstaltungen bei sich verschärfender Lage in diesem oder nächstem Jahr nicht doch kurzfristig abgesagt werden müssen.

Andere Sportarten machen es vor. Sport geht auch ohne Zuschauer und Fans. Wären Turniere und Wettkämpfe unter Ausschluss der Öffentlichkeit denkbar und lohnend? Wie die Meinungen aktiver Tänzer und Tänzerinnen sind, hören Sie hier:

 

Adrian W. Sportjournalismus & Sportmarketing (BA-SJ-14-H-VZ, Sportlehrredaktion 1)

Quellen:

https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Corona-Krise-Komitee-Hannoverscher-Karneval-streicht-die-komplette-Session

https://stadtreporter.de/hannover/news/kultur/komitee-hannoverscher-karneval-e-v-sagt-session-2020-2021-ab

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Karneval-waehrend-Corona-Jecken-suchen-Loesung,karneval2392.html

https://www.radio-hannover.de/aktuell/news/kein-helau-und-alaaf-karneval-in-hannover-faellt-aus

https://www.hannover.de/Kultur-Freizeit/Freizeit-Sport/Feste-Saisonales/Winter-in-der-Region-Hannover/Karneval-in-Hannover

https://www.neuepresse.de/Hannover/Meine-Stadt/Fasching-Lindener-Narren-sagen-Karneval-2020-in-Hannover-ab

 


Schlagworte: Corona, Garde, Hannover, Karneval, Karnevalistischer Tanzsport, KG Eugenesen Alaaf Hannover-Mittelfeld, Prunksitzung, Schautanz, Session, Tanzmariechen, Turniere, Wettbewerbe

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Datum: 07. Oktober 2020
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