Fußball
Trotz erneuter Niederlage: Auswärtsfahrten sind schön
Eine Auswärtsfahrt mit Hannover 96 – in den letzten Jahren war eine solche Reise nicht gerade von Erfolg gekrönt: Vor dem Auswärtssieg am dritten Spieltag der diesjährigen Zweitligasaison in Wiesbaden waren die Roten unfassbare 30 Bundesligaspiele in der Fremde sieglos. Am 01. September begebe ich mich mit vier Freunden auf Auswärtsfahrt nach Hamburg. In der Hoffnung, nach dem 3:0-Auswärtssieg in Hessen nun den zweiten Auswärtsdreier in Folge zu feiern.
(Hannover). Es ist acht Uhr morgens, mein Wecker klingelt. Verschlafen stehe ich auf, mache mir zwei Brötchen für die Fahrt, bevor mich meine Freunde um 9 Uhr abholen. Diesmal fahren wir anders als sonst mit dem Auto statt mit dem Zug. Ein paar Brötchen, ein Sixpack Bier und los geht`s Richtung Norden. Schnell wird mir wieder einmal klar, warum ich so häufig auf Auswärtsfahrt fahre. Auch wenn wir in dem engen Ford Fiesta nicht viel Platz haben, sind diese Fahrten einfach mit nichts zu vergleichen. Schon lange steht nicht mehr das Fußballspiel selbst im Vordergrund, weshalb wir auswärts mitfahren. Das würde bei der katastrophalen Ausbeute der 96er in fremden Stadien auch keinen Spaß machen; höchstwahrscheinlich hätten wir unsere Fahrten dann schon längst eingestellt. Viel mehr steht der Spaßfaktor mit Freunden im Vordergrund. Musik laut aufgedreht, für ausreichend Verpflegung ist gesorgt – schon die Hinfahrt ist ein wahres Highlight.
Ankunft in Hamburg – Kontrollen ohne Ende
Dann kommen wir also am Hamburger Volkspark an. Kaum haben wir auf dem Gästeparkplatz unser Auto abgestellt, gibt es die üblichen Polizeikontrollen für Auswärtsfans. Gut, dass wir so früh angereist sind und noch viel Zeit bis zum Anpfiff haben: In der Schlange müssen wir 30 Minuten warten, um endlich kontrolliert zu werden. Wir hatten nichts Verbotenes dabei und machten uns so auf den Weg in den Gästeblock des Stadions. Auch dort müssen wir uns den Kontrollen der übermotivierten Ordner des Stadionpersonals stellen. Nach einem Blick des Ordners in mein Portemonnaie muss ich leider meine beim letzten Heimspiel gekauften 96-Aufkleber abgeben. Naja, was soll´s. Als Auswärtsfan ist man das alles nicht anders gewohnt. Dann geht es für unsere Gruppe endlich rein in unseren Block. Schon von außen hören wir die ersten „HSV-HSV“-Fangesänge der 96-Fans, als die Mannschaft zum Warmmachen das Spielfeld betritt. Schnell wird mir klar, wieso ich diese Auswärtsfahrten so liebe: Beim Eingang lockt bereits der typische Stadiongeruch nach Bratwurst und Bier. Beim Betreten des Gästeblocks bemerke ich, dass ich mich mal wieder in einem fremden Stadion wie zu Hause fühle – so viele bekannte Gesichter, die einen begrüßen. Ein Gefühl des Wohlfühlens, des „zu-Hause-Seins“ beschleicht mich. Bevor das Spiel losgeht, gehen wir noch einmal aus dem Block raus und trinken ein Bier – ein kühles König Pilsener. Schmeckt ganz gut, um sich auf das Spiel einzustimmen.
Chancenlos gegen den Hamburger SV
Um Punkt 13:30 Uhr pfeift Schiedsrichter Bastian Dankert das Spiel an. Zu Beginn zeigen die Roten eine couragierte Leistung und halten das Spiel ausgeglichen. Doch mit zunehmender Spieldauer wird der Hamburger SV immer stärker und geht somit noch vor der Halbzeit durch Sonny Kittel verdientermaßen in Führung. Trotz der eher dürftigen Leistung unserer Mannschaft ist die Stimmung auf den Rängen gut. Die rund 5000 mitgereisten Hannoveraner sind lautstark zu vernehmen und machen den Hamburger Fans ordentlich Konkurrenz. „Wir müssen im Spiel nach vorne konsequenter werden“, forderte 96-Trainer Mirko Slomka vor dem Spiel. Davon war jedoch im zweiten Abschnitt noch weniger zu sehen als im ersten. Nach einem blutleeren Auftritt in der zweiten Hälfte verliert Hannover mit 0:3 beim HSV. Die weiteren Tore für die Hanseaten erzielten David Kinsombi und Bakery Jatta. Das Positive für mich an dem Spiel? Durch die vielen Fahnen im Stehblock konnte ich nicht allzu viel sehen, was bei dem Spielverlauf vielleicht auch besser so ist.
Nach fünf Spieltagen also schon Krisenstimmung bei 96 – fünf Punkte nach fünf Spielen sind zu wenig für einen Aufstiegskandidaten. Zum Schluss des Spiels gibt es von uns Fans schon am fünften Spieltag Durchhalteparolen als Fangesänge, wie zum Beispiel „Scheiß egal in welcher Liga, immer wieder HSV“. Aufbruchstimmung nach dem Abstieg, um direkt wieder aufzusteigen? Nach ein paar Spieltagen komplett verflogen.
Von Enttäuschung nichts zu spüren
Nach dem Spiel machen wir uns direkt auf den Weg nach Hause. Wir lassen uns von dem Spiel der Mannschaft unsere gute Laune jedoch nicht verderben und haben weiterhin mächtig Spaß auf der Fahrt. Auch die vielen Baustellen auf der A7 können uns diesen nicht nehmen. Gefühlt stehen wir mehr als dass wir fahren, nach vier Stunden haben wir dann aber die Heimat wieder erreicht. Eigentlich war ja alles wie immer bei dieser Auswärtsfahrt. Hannover 96 hat verloren, trotz dessen war es wieder einmal ein Vergnügen – auch wenn wir normalerweise lieber mit dem Zug als mit dem Auto fahren. Selbstverständlich werden wir auch bei den nächsten Auswärtsspielen der Roten dabei sein. So eine Liebe zum Verein hält schließlich länger als eine Ehe. Treu nach dem Motto: „Scheiß egal in welcher Liga, immer wieder HSV“…
Verwendete Quellen:
https://www.hannover96.de/saison/archiv/saison-201718/bundesliga/alle-spieltage.html
https://www.hsv.de/de/news/meldungen/saison-2019-20/spieltage/5-spieltag-hsv-vs-hannover-96/spielbericht-hsv-hannover-96/
https://www.hsv.de/de/news/meldungen/saison-2019-20/spieltage/5-spieltag-hsv-vs-hannover-96/stimmen-zum-spiel-hsv-h96/
https://www.kicker.de/756814/artikel
Eine Reportage von Jannik Meyer (Sportjournalismus & Sportmarketing/Sportlehrredaktion I/BA-SJ-12-H-VZ)
Schlagworte: 2. Bundesliga, Auswärtsfahrt, Bakery Jatta, David Kinsombi, Hamburg, Hamburger SV, Hannover 96, Mirko Slomka, Sonny Kittel, Volkspark