Sportlerportrait
Viele Wege führen nach Rom
(Hannover). Sven Schwarz ist Schwimmer am Olympiastützpunkt in Hannover. Er hat den Traum, es zu Olympia zu schaffen und gibt wegen seines harten Trainings einiges dafür auf. Das es auch andere Wege nach Tokyo und Paris gibt, zeigte der Schwimmverband Fina nun zum wiederholten Male.
Draußen ist es dämmrig, die Sonne zeigt sich langsam und der Geruch von Chlor bestimmt das Klima in der stickigen Schwimmhalle. „Das kostet mich immer ein wenig Überwindung, ins kalte Wasser zu gehen.“, meint Sven und taucht ab, um die nächste Bahn zu schwimmen. Morgens um acht, wenn der gewöhnliche Oberstufenschüler gerade aufsteht, ist Sven in seinem Element. Man spürt förmlich wie er es genießt, seinem Hobby nachzugehen und Bahn für Bahn auf und ab durch das Wasser zu gleiten. Auch wenn es noch früh am Morgen ist, findet der Schwimmer gefallen daran: „Nach den ersten paar Bahnen ist man dann auch als Langschläfer – der ich normalerweise bin – wach und hat Spaß am Training.“ Heute wird er in seiner ersten Einheit, die für 2 Stunden angesetzt ist, ca. 5 Kilometer schwimmen bevor er sich wieder auf den Weg Richtung Zimmer macht.
Sven ist Leistungssportler und wohnt nun bereits im vierten Jahr im Sportinternat Hannover. Er besucht eine Eliteschule des Sports, die es ihm erlaubt, nahezu täglich vor der Schule zu trainieren: „Ich habe während der Oberstufe nur einige wenige Fächer, habe dafür aber eine Schulzeitstreckung, um genug Zeit für das Training zu haben.“, beschreibt er. Diese wird er auch brauchen, Sven trainiert fast jeden Tag morgens vor der Schule und hat auch nachmittags Einheiten im Kraftraum, oder wieder im Wasser, dabei schwimmt er pro Tag mehr als zehn Kilometer
Sven tut das alles, um sich einen Lebenstraum zu erfüllen: Er will bei Olympia starten! Dafür hat er bereits einiges an Zeit investiert und manches auch vernachlässigt: „Meine Noten sind in der ersten Zeit im Internat etwas schwächer geworden, was meine Mutter nicht sonderlich gefreut hat“, sagt er, aber „man muss halt auch mal Abstriche machen“.
Der Schwimmsport hat ein Doping Problem
Den Weg von Sven sind die meisten Sportler gegangen, um sich ihre Träume zu erfüllen. Über harte Arbeit und eine ganze Menge Disziplin haben vor allem Sportler, die einer Randsportart nachgehen, einiges riskiert. Die Verdienstmöglichkeiten sind nämlich vor allem als Schwimmer in Deutschland verschwindend gering.
In anderen Ländern ist das nicht unbedingt der Fall:
In China zum Beispiel erhielten die Schwimmer pro Gold bei den Olympischen Spielen 2016 umgerechnet 70.000€.
Bei solch hohen Summen ist die Verlockung groß, zu verbotenen Mitteln zu greifen und sich seinen Erfolg über den illegalen Weg zu ergattern. Der Schwimmsport war es auch, der sich in den vergangenen Jahren einer Doping Problematik gegenübergestellt sah – und auch immer noch sieht. Die Russin Julia Jefimova trieb es 2015 auf die Spitze und sagte über ihre gerade vergangene Dopingsperre: „Ich vergleiche das immer mit dem Autofahren. Wissen Sie, wenn sie einen Führerschein haben, fahren sie irgendwann auch mal zu schnell, dann bekommen sie ein Ticket“. Solch ein Vergleich legt natürlich nahe, dass ein Doping Delikt nach Absitzen einer solchen Sperre keinerlei Konsequenzen mehr nach sich zieht und Jefimova scheinbar einfach weitermachen konnte, als sei nichts gewesen.
Die Farce von Gwangju
Neue Brisanz brachte der Fall Sun Yang in die Thematik. Nachdem der Chinese bereits 2014 wegen Dopings überführt worden war und eine 3-monatige Sperre absitzen musste, setzte er der Absurdität die Krone auf. Im September 2018 ließ mutmaßlich er bei einer Dopingkontrolle die abzugebende Probe mit einem Hammer zertrümmern. Daraufhin hielt es der Weltverband FINA nicht unbedingt für nötig, ein Eilverfahren gegen den Schwimmstar einzuleiten, was zur Folge hatte, dass er 2019 an der Schwimm Weltmeisterschaft im südkoreanischen Gwangju teilnehmen konnte.
Überraschend kam diese Entscheidung allerdings nicht. FINA-Generalsekretär Cornel Marculescu bemerkte im Zuge der Schwimm WM 2017, man dürfe Stars nicht von einer Großveranstaltung ausschließen, nur weil sie einen “kleineren Unfall mit Doping“ gehabt hätten. Nach diesem “Leitsatz“ handelte die Fina nun wohl erneut und ließ, zur Empörung der anderen Athleten, Sun Yang starten. Der räumte einige Medaillen ab und wurde über 400m Freistil sogar Weltmeister.
Ob es ihn interessiert, dass er während der Wettkämpfe eigentlich eine Sperre hätte aussitzen müssen, sei dahingestellt. Es bleibt nur zu vermuten, dass der saubere Weg ein zumindest kein schlechtes Gewissen bringt. Die Sportart Schwimmen haben Jefimova und Yang allerdings wiederholt in die Ecke der unsauberen Sportarten gezogen. Das sich die Fina davon in Zukunft befreien kann, liegt einerseits an ihr selbst, andererseits an sauberen Athleten wie Sven einer ist.
Quellen:
https://www.welt.de/sport/article144782775/Russin-vergleicht-Doping-mit-zu-schnellem-Fahren.html
https://www.sueddeutsche.de/sport/sun-yang-gold-schwimm-wm-1.4533605
Eine Reportage von Lars Schwarz (BA-SJ-12-H-VZ)
Schlagworte: China, Deutschland, JEM Kazan, Schwimm WM, Schwimmen, Sun Yang, Sven Schwarz