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Dreifacher Ducksch demütigt ,,Alte Dame“

Am sonnigen Samstagnachmittag um 15:30 tritt der SV Werder Bremen bei Hertha BSC Berlin im kaltträchtigen Olympiastadion an. Beide Teams haben schon länger kein Spiel mehr gewonnen und besonders die Berliner benötigen dringend Punkte im Abstiegskampf.

Veröffentlicht am 24. April 2023 von

(Berlin.) Nach einer launigen Reise mit der Bahn und dem Verzehr von herrlich duftendem Gebäck, sowie ein bis vier Kaltgetränken, wird der erste Fuß auf den Boden des Berliner Hauptbahnhofes gesetzt. Einige Meter gegangen sind die ersten blau-weiß gekleideten Menschen zu sehen. Die Hertha aus Berlin steht aktuell mit nur 22 Punkten auf dem letzten Tabellenplatz und ist seit sechs Bundesligaspielen sieglos. Der neue alte Hertha-Trainer Pal Dardai, der für Sandro Schwarz, nach der 2:5 Niederlage bei Konkurrent Schalke übernommen hat, soll die Berliner nochmal vor dem Gang in Liga zwei bewahren. Nochmal auch, weil Dardai schon 2021 der ,,Alten Dame“ den Rettungsring hinwerfen konnte.

Die auf dem Weg zum Stadion gesichteten Hertha-Fans strahlen zumindest über eine Gesichtshälfte Zuversicht aus. Mitten in die kleinen Hoffnungen hinein laufen tausende Anhänger des SV Werder Bremen. Bei knallend heißem Sonnenschein versinkt die Bundeshauptstadt in einem grün-weißen Meer aus Menschen. Eine unglaubliche Lautstärke von Trommeln und Fangesängen hallt durch die Stadt. Über 10.000 Bremer gehen den gemeinsamen Weg zum Olympiastadion, um die Mannschaft von der Weser mit Haut und Haaren zu unterstützen. Die Werderaner stehen aktuell auf dem zwölften Tabellenplatz mit sieben Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz. Durch einen Erfolg gegen den direkten Kontrahenten Berlin, kann der Aufsteiger aus Bremen schon fast für die nächste Erstligasaison planen. Bereits 30 Minuten vor Anpfiff ist der komplette Gästebereich vollgepackt mit Fans. Gegenüber, in der Ostkurve der Berliner, herrscht dagegen gähnende Leere zur selben Zeit. Pünktlich zum Anstoß stehen sowohl die Hertha-Anhänger, als auch die 25.000 Bremer an ihrem Platz. Der Geruch von Currywurst und frisch gezapftem Bier schießt in die Nase.

Mit Applaus von über 70.000 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion fängt der Ball pünktlich an über den blattgrünen Rasen zu rollen. In einer ordentlichen Anfangsphase der Gastgeber zerplatzt der Dardai-Effekt bereits nach sechs Minuten, wie ein Böller in der Luft. Als Bremens Sturmstar Marvin Ducksch nach Pass von Jens Stage den Ball, am Berliner-Keeper vorbei, ins rechte untere Eck legt, schreien die mitgereisten Massen das erste Mal auf. Die ersten blau-weiß gestreiften Flaggen werden eingerollt und der Anfangsoptimismus ist wie Sand im Wind verflogen. In der 27. Minute verschwindet dann auch die letzte Flagge aus dem Heimblock von der Bildfläche, als Ducksch perfekt unten links einköpft zum 0:2. Die Bremer Fans stehen singend und lachend Arm in Arm in der Kurve, während aus dem weiten Rund vereinzelte Pfiffe zu hören sind. Pünktlich zur Halbzeitpause wird das Pfeifkonzert eröffnet. Doch das dringt gar nicht zu den Spielern durch, da es aus dem Gästeblock schallt ,,Hier regiert der SVW“. Mit einem bezeichnenden Dreierwechsel vor Beginn der zweiten Hälfte versucht Dardai nochmal die Nadel im Heuhaufen zu finden. Aber auch der u.a. eingewechselte Kevin-Prince Boateng verhindert  in der 51. Minute den Dreierpack von Bremens Nummer sieben nicht. Komplette Ekstase auf der Bremer Bank begleitet von schrillen Schreien der Gästefans. Nur einige Minuten später legt sich Berlin das vierte Tor selbst ins Netz. Der Innenverteidiger Augustin Rogel und Torwart Oliver Christensen spielen heiße Kartoffel und legen Mitchell Weiser, Bremens Rechtsverteidiger, die Kugel vor das leere Tor. Das 0:4 löst ein kollektives Kopfsenken im Publikum aus. Naja zumindest auf der blau-weißen Seite. Innerhalb von wenigen Minuten betreten Tausende Fans die rettenden Treppenstufen Richtung Ausgang. Die Treffer von Jessic Ngankam und Dodi Lukebakio (Elfmeter) werden nur noch von wenigen Heimfans gesehen und bejubelt. Schiedsrichter Robert Schröder schaut auf die Uhr und tut den übrig gebliebenen Herthanern einen Gefallen, indem er abpfeift. Tausende Jubelschreie aus dem grün-weißen Meer ertönen und die Spieler des SV Werder Bremen lassen sich von beeindruckenden La Ole Wellen feiern.

Mit nun zehn Punkten Vorsprung auf den VfB Stuttgart und damit den Relegationsplatz ist die Mannschaft vom Osterdeich so gut wie gerettet. In Folge eines Sieges auf Schalke am kommenden Samstag können die Bremer auch rechnerisch nicht mehr absteigen. Die ,,Alte Dame“ hingegen steht schon mit einem Bein über dem Abgrund zur Zweitklassigkeit. Auch unter Dardai ist das Engagement erschreckend wenig zu spüren. Als nächstes geht es dann zum kriselnden FC Bayern München in die Allianz Arena. Ein Spiel also, wo der Druck auf dem berühmten Kessel nicht höher sein kann. Die Frage ist, ob es Dardai wirklich schaffen kann nach 2021 erneut den Rettungsanker rechtzeitig noch zu werfen.

Eine Reportage von Hannes Göbel (BA-SJ-18-H-VZ)

 


Schlagworte: 1. Fußball Bundesliga, Abstiegskampf, Alte Dame, Fachhochschule des Mittelstands, Fanmarsch Berlin, FHM Hannover, Fußball, Hertha BSC Berlin, Marvin Duksch, Olympiastadion, Pal Dardai, SV Werder Bremen, Werder, Werder Bremen

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Datum: 24. April 2023
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