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Hilft der VAR der Bundesliga wirklich?

Oftmals stehen nach einem spannenden Spiel in der Bundesliga nicht die Spieler oder Trainer im Mittelpunkt, sondern die Entscheidungen des Schiedsrichters. Damit endlich wieder der Sport im Mittelpunkt steht, führte die DFL 2017 den Videoschiedsrichter ein. Doch auch im Jahr 2022 gibt es immer noch unzählige Fehlentscheidungen und Probleme bei der Auslegung von Regeln. Das zeigten insbesondere die vergangenen Spiele.

Veröffentlicht am 29. September 2022 von

(Frankfurt.) Während die Bundesliga momentan mit einem eher ungewöhnlichen Tabellenbild und Spannung an der Tabellenspitze glänzen kann, so glänzen viele Schiedsrichter in den deutschen Profiligen momentan eher mit fehlerhaften Leistungen und teilweise völlig unerklärlichen und offensichtlichen Fehlern. Doch wie kann das sein? Zuletzt feierte der Video Assistant Referee seinen fünften Geburtstag. Zur Saison 2017 als großer Heilsbringer für die Fairness und Minimierung von Fehlentscheidungen angekündigt, stellte sich bereits nach wenigen Monaten bei vielen Fans, die sich von der Technik viel erhofften, Ernüchterung ein. Denn auch die Möglichkeiten, strittige Szenen wiederholt und wiederholt im Kölner Keller zu betrachten, ist bei der momentanen Qualität der deutschen Schiedsrichter oftmals einfach nicht ausreichend. Dazu kommen andauernde Regeländerungen, insbesondere bei Handspielen, die das Spiel für uns Fans immer komplizierter und weniger nachvollziehbar machen. Ist eine Entscheidung nach Rücksprache mit dem Videoschiedsrichter erstmal gefallen, so wird sie durch mangelnde Transparenz oft nicht nachvollziehbarer.

Schauen wir auf das vergangene Wochenende zurück. Insbesondere zwei Handspiele im Strafraum standen im Mittelpunkt. Am Sonntag bekam Union Berlin einen Elfmeter gegen den 1.FC Köln. Der Grund: Luca Kilian bekommt den Ball nach einem Sprung gegen den nach oben gestreckten Arm. Unnatürliche Handbewegung und Elfmeter. So die Entscheidung von Schiedsrichter Benjamin Cortus. Doch auf den TV-Bildern ist zu sehen, dass, auch wenn die Arme nach oben gestreckt sind, sich der Kölner Innenverteidiger nach einem Unterschätzen des Balles in einer klaren Landebewegung befindet, welche er durch Zuhilfenahme der Arme abfedern will. Unnatürlich ist dies sicherlich nicht und auch Absicht ist hier keinesfalls zu unterstellen, da der Ball sich von hinten an die Hand bewegt hat. Doch während zig tausende Fans vor den Bildschirmen direkt erkannten, dass es sich hierbei um eine an den Haaren herbeigezogene Entscheidung handelt, gab es keinen Eingriff aus dem Kölner Keller.

Ein absolutes Negativbeispiel für die momentanen Probleme des Video Schiedrichters, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Die Tage von deutschen Weltschiedsrichtern wie Markus Merk sind gezählt und die momentane Qualität der Schiedsrichter in Deutschland reicht für das absolute europäische Spitzenniveau nicht mehr aus. So sind in Deutschland mit Daniel Siebert und Felix Zwayer Schiedsrichter im FIFA-Kader, welche in Deutschland vielfach für offensichtliche Fehlentscheidungen in der Kritik standen. Neben dem Treffen der falschen Entscheidungen ist auch die Transparenz ein großes Problem des VARs. Dies machte bereits der Samstag klar. Leverkusens Tapsoba rettet den Ball quasi auf der Linie mit einer vom Körper gespreizten Hand. Klarer Elfmeter! Oder? Nein! Das sagt zumindest der Schiedsrichter Benjamin Brand. Die Empörung unter den Fans ist riesig, die Entscheidung nach geltenden Regeln wohl dennoch korrekt, da wohl keine absichtliche und unnatürliche Haltung des Arms vorlag. Ebenfalls positiv ist in dieser Sache auch zu erwähnen, dass sich Schiedsrichter Brand im Anschluss vor den Mikrofonen erklärte und erläuterte, warum der VAR bei der Entscheidung nicht eingriff. Doch, warum tut dies der Schiedsrichter selbst und dazu noch so viel später? Die Entscheidung ist zu diesem Zeitpunkt bereits vielfach diskutiert und eine regeltechnische Erläuterung kurz nach der Entscheidungsfindung würde Fans transparenter an der Entscheidung teilhaben lassen. Im Stadion und Fernsehen erfahre ich nur welches Vergehen überprüft wurde und zu welcher Entscheidung der Schiedsrichter gekommen ist. Und selbst die spielbegleitenden Kommentatoren in Radio oder TV können oftmals nur über den Grund einer Entscheidung nach VAR-Eingriff mutmaßen.

Insbesondere bei der momentan viel diskutierten Handspielregelung, könnte eine Erklärung eines dafür verantwortlichen Schiedsrichters, beispielsweise über Social Media, in nur wenigen Minuten viele aufkommende Diskussionen bereits im Keim ersticken und die Schiedsrichter schützen. Denn dann können Fans sich nicht mehr allein über den Schiedsrichter aufregen, sondern vielmehr über die Handspielregelung die in den letzten Jahren immer wilder und unverständlicher geworden ist. Für die fehlende Transparenz könnte zudem die Offenlegung der Kommunikation zwischen Schiedsrichter und Kölner Keller sorgen. Was denken die Schiedsrichter, über was sprechen sie, was sind die Argumente für die Entscheidung? All das wären Dinge die wir als Zuschauer erfahren und uns dabei helfen würden die Entscheidung besser nachzuvollziehen.

Eine nachhaltige Lösung der Probleme mit dem Video-Assistenten, die auch mit fehlender Qualität bei den Schiedsrichtern selbst zusammenhängen, ist dies nicht, bietet aber kurzfristig die Möglichkeit, das Problem der fehlenden Transparenz zu lösen. Zudem verschafft es den Schiedsrichtern, die in letzter Zeit oftmals heftig kritisiert wurden, mehr Raum ihre Entscheidungen zu treffen und sich dabei bewusst zu sein, dass es andere Verantwortliche gibt, die bereits während des Spiels ihre Entscheidung erläutern. Um langfristig die Fans davon zu überzeugen, dass der VAR eine Verbesserung des Fußballs darstellt, fehlt allerdings noch einiges mehr. Durch viele Fehler hat er sich das Vertrauen nicht nur bei mir verspielt. Langfristig muss ein besseres und klareres Konzept zur Erhöhung der Ausbildungsqualität der Schiedsrichter folgen, damit der VAR in Zukunft auch so funktioniert wie er soll und fehlerhafte Entscheidungen bestmöglich korrigiert werden. Um das zu ermöglichen, wäre es zudem wünschenswert eine einheitliche und klare Handspielregelung zu finden, die strittige Handspiele und deren Auslegung klar und offensichtlich für alle regelt.

 

Quellen:

https://www.sueddeutsche.de/sport/var-bundesliga-videobeweis-kommentar-1.5645798

https://sport.sky.de/fussball/artikel/amp/hertha-bsc-gegen-bayer-leverkusen-schiedsrichter-brand-verteidigt-nicht-gegebenen-elfer/12694573/33896

https://fussball.news/a/huebers-handspiel-absolut-bloede-regel

https://www.sportschau.de/fussball/bundesliga/bundesliga-spielbericht-1-fc-koeln-union-berlin-100.html

https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/video240920945/Hertha-BSC-Bayer-04-Leverkusen-Video-Highlights-Handspiel-verhindert-Siegtor-Bundesliga.html

https://www.sportschau.de/newsticker/dpa-unparteiischer-siebert-steigt-in-uefa-elitekategorie-auf-story-sp-100.html

Ein Kommentar von Jannis Bartling (BA-SJ-18-H-VZ)

Modul: Journalistische Darstellungsformen


Schlagworte: 1. FC Köln, Bayer 04 Leverkusen, DFB, DFL, Fehlentscheidungen, Hertha BSC, Schiedsrichter, Videobeweis, Zwayer

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Datum: 29. September 2022
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