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Schalkes Neuzugänge – Ein Zwischenfazit

Das Transferfenster ist geschlossen und die Saison in vollem Gange. Grund genug, um nach den ersten sechs Spieltagen der zweiten Bundesliga einmal auf den bisherigen Erfolg der Neuzugänge zu blicken. Im Fokus hierbei, Bundesliga Absteiger Schalke 04.

Veröffentlicht am 22. September 2023 von

Zwei Siege und ein Unentschieden bedeuten sieben Punkte und Tabellenplatz Nummer zwölf. Nicht das, was sich Fans und Verein vom FC Schalke 04 erhofft haben dürften. Inwiefern die Transferphase des S04 Schuld an der aktuellen Situation hat, zeigt ein genauer Blick auf die individuellen Leistungen der Neuzugänge.

Ron Schallenberg – der Sechser

Für insgesamt fünf Spieler zahlte der S04 in diesem Sommer eine Ablösesumme, Ron Schallenberg war dabei der Star-Neuzugang und kostete den FC Schalke 04 auch das meiste Geld. Für zwei Millionen Euro kam der defensive Mittelfeldspieler aus Paderborn und soll auf dieser Position gleich drei namhafte Abgänge kompensieren. Dass er dies nicht alleine auffangen kann, sollte eigentlich allen klar gewesen sein und dennoch setzte Thomas Reis in den ersten Spielen der Saison zumeist auf Schallenberg als alleinigen Sechser. Häufig wirkte Schallenberg isoliert und alleine gelassen, was dazu führt, dass er mir in erster Linie eher Leid tat, als dass man seine Leistungen kritisieren könnte. Allerdings konnte Schallenberg dem Club auch zuletzt nicht mehr aktiv helfen, da er aufgrund einer roten Karte die vergangenen zwei Spiele aussetzen musste. Durchaus unglücklich für die Königsblauen.

Paul Seguin und Lino Tempelmann – die Box-to-Box Spieler

Aufgefangen wurde Schallenbergs Abwesenheit derweil durch zwei weitere Neuzugänge. Lino Tempelmann und Paul Seguin kosteten die Gelsenkirchener jeweils knapp 700.000 Euro. Beide suchten in den ersten Spielen der Liga noch ihre Form und Rolle im Kader. In den letzten beiden Partien nutzen sie jedoch mehr und mehr die Chance, sich nebeneinander einzuspielen und konnten so beim jüngsten Heimerfolg gegen Magdeburg beide einen Treffer vorbereiten. Wenn Schallenberg am kommenden Spieltag wieder spielberechtigt ist, dürfte also durchaus ein enger Konkurrenzkampf um die vermeintlichen zwei Startelfplätze entstehen.

Derry John Murkin – der linke Schienenspieler

Murkin war der letzte Transfer des S04, konnte seine dadurch begrenzte Spielzeit jedoch effektiv nutzen. Nach seiner Einwechslung beim Debüt gegen Wiesbaden konnte er das zwischenzeitliche 1:0 für sein Team vorbereiten und war eine Woche später selbst erfolgreich, als er gegen Magdeburg den wichtigen 2:2 Ausgleich erzielte. Murkin kommt auf Schalke bisher auf der linken Außenbahn zum Einsatz und kann dabei variabel die defensive als auch die offensive Rolle übernehmen. Im Spiel bedeutet dies auch, dass er den Offensivdrang von Thomas Ouwejan immer wieder defensiv auffangen kann und gleichzeitig selbst torgefährlich bleibt. Eine Flexibilität, die langfristig sehr wichtig für eine erfolgreiche Saison im Ruhrgebiet werden könnte.

Marius Müller – die Mauer im Tor

Müller war eigentlich nur als zweiter Torhüter vorgesehen, profitierte jedoch von einer Verletzung der ursprünglichen Nummer eins Ralf Fährmann und rückte somit ins Tor. Durch seine starken Leistungen konnte er diesen Platz auch verteidigen, indem er mit insgesamt 25 Paraden, die zweitmeisten Bälle der Liga abwehrte. Ein Sehnenabriss im Adduktorenbereich wird die Saison von Müller nun jedoch für mehrere Monate unterbrechen. Eine Hiobsbotschaft, dennoch sollte dies rein sportlich gesehen nicht das größte Problem sein, da die Alternativen auf dieser Position bereits allesamt mit ihren Leistungen überzeugen konnten. Der noch angeschlagene Fährmann, der 38-jährige Routinier Michael Langer oder doch der potenzielle Debütant Justin Heekeren? Thomas Reis besitzt wohl die Qual der Wahl zu entscheiden, wer von den dreien die schwere Verletzung von Müller auffangen darf, dem hoffentlich eine baldige Genesung bevorsteht.

Tomas Kalas und Timo Baumgartl – die Defensivspezialisten

Auch in der Innenverteidigung musste Schalke noch einmal nachlegen. Durch die Abgänge von Sepp van den Berg, Moritz Jenz und Maya Yoshida entstand ohnehin bereits eine große Lücke, die durch die schwere Verletzung von Leo Greiml noch einmal größer geworden ist. Gefüllt werden soll dieses entstandene Vakuum durch Tomas Kalas und Timo Baumgartl, die sich dem Verein beide ablösefrei anschlossen. Während Kalas sich aufgrund von Trainingsrückstand noch nicht beweisen konnte, rückte Timo Baumgartl zum absoluten Stammspieler auf und absolvierte alle Partien, seit seinem Wechsel, über die vollen 90 Minuten. Zwar zeugen sechs Gegentore in fünf Spielen immer noch nicht von einer defensiven Stabilität, die dir zum Aufstieg verhelfen kann, allerdings wirkt es als hätte Baumgartl die Abwehr einigermaßen abgesichert. Im Vergleich zu den fünf Gegentoren beim Saisonauftakt gegen Hamburg sieht die Defensive inzwischen zumindest nicht mehr so löchrig wie ein Schweizer Käse aus. Ob Tomas Kalas dabei in Zukunft aktiv weiterhelfen wird, weiß vermutlich nur der Fußballgott.

Bryan Lasme und Yusuf Kadabayi – das Tempo und die Kreativität für den Angriff

Die Offensive blieb natürlich nicht unbeachtet und so verpflichtete man mit Bryan Lasme ablösefrei einen sehr temporeichen Spieler und lieh mit Kadabayi einen weiteren vielversprechenden Tempodribbler aus. Bei beiden Transfers herrscht durch die geringen Ablösemodalitäten also erstmal ein geringes Risiko, wobei man sich bei Kadabayi obendrauf eine Kaufoption sichern konnte. Wie viel die beiden weiterhelfen werden, ist bislang jedoch schwer zu sagen. Lasme überzeugte gegen Kaiserslautern mit zwei Torbeteiligungen und verdiente sich seinen ersten Startelfeinsatz gegen Braunschweig. Daraufhin verpasste er aufgrund muskulärer Probleme allerdings die nächsten drei Partien und droht auch am kommenden Spieltag auszufallen. Mit Kadabayi verpflichtete man einen äußerst jungen Spieler ohne jegliche Profierfahrung. Diese Ungestörtheit kann einem Verein wichtige Impulse liefern, allerdings merkte man dem 19-jährigen bislang auch an, das er in vielen Aspekten noch reifen muss. Dennoch brachte vor allem seine Einwechslung gegen Magdeburg noch einmal frischen Wind in das Schalker Spiel und war meiner Meinung nach entscheidend für den anschließenden 4:3 Erfolg.

Viel Potenzial aber zu wenig Risiko?

Die Transfers des FC Schalke 04 besitzen mitunter also durchaus viel Potenzial. Ob dieses jedoch zum Aufstieg reicht, ist bisher schwer einzuschätzen, zumal einige der Neuzugänge durch Sperren oder Verletzungen noch nicht vollständig unter Beweis stellen konnten, wie sehr sie der Mannschaft helfen können. Allerdings muss man auch kritisieren, dass Schalke von den eingenommenen 14,35 Millionen Euro (ohne die bereits verplante Ablösesumme im Fall Amine Harit) nur 4,6 Millionen Euro in Neuzugänge investiert hat. Eine Sparmaßnahme, die dazu führen kann, dass zwar einerseits finanzielle Fortschritte gemacht werden, Kaderbaustellen jedoch auf das Wintertransferfenster verschoben werden. Bei einem verpassten Aufstieg könnte sich diese vereinsinterne Finanzpolitik auch negativ auf die wirtschaftliche Lage auswirken, da bestimmte Einnahmequellen verloren gehen würden. Über allem steht jedoch die These: „Es bleibt nur abzuwarten“. Auch in diesem Sommer musste Schalke den Kader wieder großzügig umbauen. Viele Spieler konnten erst spät zur Mannschaft stoßen und machten es so unmöglich, dass sich Abläufe rechtzeitig verinnerlichen konnten. Aufgrund der noch jungen Saison bleibt allerdings noch genug Zeit, um es dazu kommen zu lassen, solange an den richtigen Stellschrauben gedreht wird. Alles in allem steht für mich fest, dass die Transferpolitik nicht entscheidend für den holprigen Saisonstart war. Taktische Defizite, Verletzungen, interne Streitigkeiten und späte Transfers bilden Einzelteile einer größeren Problemkette zu Saisonbeginn. Der Aufstieg ist noch lange nicht verspielt, zwei Siege in Folge wären allerdings ein wichtiger erster Schritt in Richtung Besserung. Mit St.Pauli wartet nun der noch ungeschlagene Tabellensechste auf Schalke und stellt den Verein vor die nächste schwierige Aufgabe.

Ein Kommentar von Niklas Senger (BA-SJ-22-H-VZ)

Quellen:

https://www.fussballdaten.de/2liga/tabelle/

https://www.transfermarkt.de/fc-schalke-04/transfers/verein/33

https://www.fussballtransfers.com/deutschland/2-bundesliga/spielerstatistik/paraden-gesamt

https://sport.sky.de/fussball/artikel/fc-schalke-04-marius-mueller-verletzt-sich-schwer/12964326/34130

https://www.fussballdaten.de/vereine/fc-schalke-04/2024/statistik/


Schlagworte: 2. Bundesliga, FC Schalke 04, Fußball, Saisonstart, Transfers, Zwischenfazit

Artikelinformationen


Datum: 22. September 2023
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